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Inhaltsverzeichnis

KAPITEL 1:

Die Geschichte des Schotthocks

KAPITEL 2:

Das Leben im Schotthock

KAPITEL 3:

Es ist lange her

KAPITEL 4:

Die Bauern

 

KAPITEL 7:

Gemeinde im Schotthock

 

Die Bevölkerungsentwicklung im Schotthock

Es ist sehr schwer, für einen Stadtteil oder eine Bauerschaft eine Bevölkerungsentwicklung zu ermitteln. Ich habe versucht, vorhandenes Kartenmaterial, Statistiken, Heberollen und Familienverzeichnisse des Kirchspiels Rheine (wozu auch der Schotthock gehört) auszuwerten und daraus ein Bild zu erstellen, das ergibt, wieviel Einwohner der Schotthock etwa in der Zeit von 3000 vor Christus bis in die Neuzeit hatte. Erschwerend kam noch hinzu, daß der Schotthock oft mit Eschendorf zusammen aufgeführt wurde. Bei meinen Ermittlungen bin ich folgendermaßen vorgegangen:

Um für den Schotthock möglichst genaue Zahlen zu erhalten, habe ich die 1Heberolle von 1469 und das 2Familienverzeichnis von 1790 durchgerechnet. Dabei ergab sich, daß auf den Schotthock in beiden Fällen 4,5 bis 5% der Einwohner des gesamten Kirchspiels entfielen. 3Nach Hermann Kaiser „Das Leben in einer Kleinstadt am Beispiel Rheine" besaß das Kirchspiel Rheine im Jahre 1469 etwa 1500 Personen. In der genannten Heberolle hat der Schotthock 6 Bauernhöfe. Wenn man nun 5% von 1500 nimmt, dann ergibt das eine Einwohnerzahl von 75 im Jahre 1469. Fast 300 Jahre später, im Jahre 51790, besteht der Schotthock, nach einem Familienverzeichnis des Kirchspiels, aus 20 Bauernhöfen nebst Heuerhäusern. Auch hier ergibt sich wieder ein Schnitt von 5%, wenn man alle Bauern des Kirchspiels zusammenzieht und durch die vom Schotthock teilt. Dieser Prozentsatz läßt sich aber nicht nach 1900 aufrechterhalten, da der Schotthock durch die Industrialisierung schneller wuchs als die anderen Bauerschaften von Rheine.

6Im Jahre 1749 hat das Kirchspiel Rheine 3130 Einwohner, das ergibt für den Schotthock etwa 160 Personen. 7Im Jahre 18,48 hat das Kirchspiel Rheine 5400 Einwohner. Das ergibt für den Schotthock 270 Einwohner, bei einer Rechnung von 5%.

Auch in der Zeit, über die es nichts Schriftliches zur Bevölkerungsentwicklung im Schotthock gibt. haben hier schon Menschen gewohnt. Die ersten Anfänge der Besiedlung des Schotthocks zeigt uns das Steinkistengrab in der Nähe des Altenrheiner Bahnhofs und der heutigen Firma Wessels, aus der Zeit vor etwa 4000 Jahren.

In der Jungsteinzeit war unsere Gegend von Wald-Feldbauern besiedelt, die die höher gelegenen Landstriche in der Nähe von Wasser bewohnten. Wieviel Leute es gewesen sind, ist nicht genau zu bestimmen; aber der Größe des Steinkistengrabes, das ursprünglich etwa 40 m lang gewesen ist, kann man entnehmen, daß die Siedlung wenigstens 4 bis 5 Höfe umfaßte, die ihre Toten an dieser Stelle begraben haben. 8Urnenfunde an der Dorfstraße und an anderen Stellen im Schotthock lassen darauf schließen, daß der Schotthock ein gut besiedeltes Gebiet war. Nach Rücksprache mit dem archäologischen Museum in Münster (Dr. Jörg Eckert) könnte die Zahl der Einwohner des Schotthocks in der Jungsteinzeit etwa 30 bis 40 Personen betragen haben. Wie lange dann das Gebiet besiedelt war, läßt sich nicht genau ermitteln. Es ist aber unwahrscheinlich, daß die Höfe der Jungsteinzeit bis in die Zeit um Christi Geburt bestanden haben, da die Bauern nicht längere Zeit seßhaft waren. Ob die Hofanlagen verödeten und, wenn ja, wann wieder neue Siedler in den Schotthock gezogen sind, kann nicht gesagt werden. Vielleicht werden Urnenfunde in der kommenden Zeit über dieses in Dunkel gehüllte Kapitel unserer Stadtteilgeschichte Auskunft geben.

Etwa um Christi Geburt muß unsere Gegend aber wieder besiedelt gewesen sein. In den Annalen des Tacitus ist von den Brukterern die Rede, die hier gesiedelt haben. Aber ansonsten gibt es auch aus dieser Zeit, außer den Aufzeichnungen der Römer, nur wenig Wissenswertes über unsere Heimat zu berichten.

Erst als Karl der Große unser Land missionierte und die Sachsen. die dort heimisch waren, zum Christenglauben zwang, ergeben sich erste Anhaltspunkte für die Wiederbesiedlung des Schotthocks. 9Nachdem Karl die Sachsen nach 30jährigem Ringen unterworfen hatte, gab er, wie schon erwähnt, fränkischen Offizieren in den besetzten Gebieten Ländereien und Höfe als Dank für ihre in den Sachsenkriegen geleistete Arbeit. Zwei dieser Höfe waren Welschehaoen (Walshagen) und später Welschenerve (Welschemeyer). Diese Höfe, die bis in die Neuzeit bekannt sind. gehörten Welschen (Fremden).

Wie Franz Kolck schreibt, vertrugen sich die Welschen mit den Einheimischen, und sehr bald holte der einheimische Sachse sich ein fränkisches Mädchen ans Herdfeuer, und sie lebten in Frieden und Eintracht miteinander.

Dann wird es wieder still im Schotthock, und lange Zeit wissen wir nur um die Bauern Welschemeyer und das Gut Walshagen als Besiedler des Schotthocks. Walshagen wurde um 900 n. Chr. als Wallburg ausgebaut, die damals mit einem Wassergraben umgeben war. Reste des Grabens sind erst bei der Errichtung des Walshagenparks zugeschüttet worden. Vielleicht wäre es sinnvoll gewesen, vorher einige Probegrabungen zu machen, um eine Rekonstruktion der Wallburg zu ermöglichen. Zu dieser Zeit muß auch auf dem heutigen Nadorfskamp eine Wall- oder Wehrburg (der letzte Bauer, der den Hof bewirtschaftete, war Keller) gestanden haben. Nach Auskunft von Altertumsforschern wurden diese Wallburgen zum Schutze vor einfallenden Feinden gebaut. Etwa 5 bis 6 Bauern gehörten zu so einer Wallburg. Ein Bauer mußte die Burg bewachen, während die anderen seinen Acker mitbestellten. Somit kann man annehmen, daß um 900 im Schotthock etwa 5 bis 6 Bauern gewohnt haben. Wenn jeder Hof mit 8 bis 10 Personen besetzt war,ergibt das eine Einwohnerzahl von 50 bis 60 Personen.

Wieder wird es eine Zeit dunkel in den Chroniken und Aufzeichnungen. 10Erst im Jahre 1373 erscheint ein Heberegister, worin alle Bauerschaften (17 in Rheine) aufgeführt werden.

Die 6 Bauern vom Schotthock waren demnach:

  • Kosterhus
  • Köster, Jürgens
  • Ecke Lingener Damm / Dorfstraße
  • Wernekenhus     
  • Werning
  • Ecke Ludgeristraße / Friedrich-Ebert-Ring
  • Vrilink+Brewer
  • Schröder, Isfort, Feldjörd
  • Ecke Walshagenstraße / Konrad-Adenauer-Ring
  • Welschehagen
  • Walshagen, Mense Walshagenpark
  • Kraenteld
  • Wiggering, Oberkraenfeld, Krafeld. Hovesaat
  • Monike Kraninkfeld
  • Ahlmer, Niederkraenfeld, Deiters,
  • Nähe Altenrheiner Bahnhof

Wenn man zugrundelegt, daß auf jedem Hof etwa 10 Menschen wohnten, dann betrug die Einwohnerzahl des Schotthocks im Jahre 1373 etwa 60 Personen. Von da an gibt es Aufzeichnungen, und in einer weiteren 11Markenrolle von 1469 werden in Astorpe die gleichen Bauern wie 1373 in dem Heberegister der Rheiner Kirchspiele genannt. Folglich ist die Einwohnerzahl des Schotthocks um die Zeit von 1350 bis 1500 etwa gleichgeblieben. Im Jahre 1560 hat der Schotthock nur noch etwa 15 bis 20 Einwohner. Die Menschen wurden höchstwahrscheinlich durch eine Epedemie oder Pest dahingerafft.

Ob sich bis zum 30jährigen und 7jährigen Krieg daran etwas änderte, ist nicht bekannt. Erst als im 18. Jahrhundert das Heuerlingswesen begann, (Heuerlinge nannte man die Bauern, die von einem größeren Bauern Land pachteten und dafür Abgaben, Handund Spanndienste leisteten) wurde die Einwohnerzahl des Schotthocks wieder größer. 12So erscheinen 1790 in einem Verzeichnis der Familien der Kirchspiele folgende Kötter und Zeller:

Gude ? Südhoff Altenrheine, Austrup mitHeuerhaus, Schottrneyer Möller, Kreimeyer, Beesten, Kreimer Gerd Schröer Werning, Welschemeyer.

In dieser Liste fehlen aber die Bauern auf der Hovesaat und auf dem Kreyenesch:

13Ahlmer Hesping, Hüsing, Post, Richter, Schröder, Steggemann, Upsing, Walshagen und Wiggering.

Diese Bauern waren alle dem Kloster Bentlage abgabepflichtig. Das gesamte Land, vom Kreyenesch bis zum Bauern Richter auf der Hovesaat, gehörte damals zum Kloster Bentlage. Wenn man diese Bauern mit denen aus dem Verzeichnis zusammenzählt, dann kommt man auf 21 Namen. Mit einem Schnitt von 8 bis 10 Personen pro Anwesen ergäbe das eine Zahl von ungefähr 200 Personen.

14In einer Karte von Le Coq, die aus der Zeit um 1800 stammt, kann man einige der genannten Höfe gut erkennen. Noch besser auszumachen sind sie in einer Karte von 1828, auf der alle Höfe mit Namen eingetragen sind, und zwar die Bauern und Kötter:

Schröder, Hüsing, Steggemann, Post, Walshagen, Deiters, Wiggering, Beckmann, Spieker, Richter, Bröker Kaiser, Kreienkötter, Pohlmann, Feldherm (Veltmann), Werning, Schröer, Welschemeyer, Schottmeyer, Austrup, Kreimeyer und Beesten.

Dazu kamen noch die Heuerhäuser, die im Familienverzeichnis mit angegeben wurden. Fest steht, daß um diese Zeit die Einwohnerzahl durch das Heuerlingswesen stark zugenommen hatte.

In der Folgezeit blieb die Einwohnerzahl des Schotthocks bis zur Industrialisierung ziemlich konstant. In einer 15Karte von 1898 kann man weitere Bauern und Kötter erkennen. Die Zahl der Bauernhöfe beläuft sich auf etwa 30. Durch die Textilindustrie kamen von auswärts viele Arbeiter in den Schotthock, für die auch Wohnraum geschaffen werden mußte. Als erste Werkswohnung entstand an der Grenze des Schotthocks der „Lange Jammer". Den Namen bekamen diese Werkswohnungen einmal durch die langgestreckte Bauweise, dann aber auch dadurch, daß in diesen Häusern sehr oft Hunger herrschte, bedingt durch den niedrigen Lohn.

1898 entstanden dann die Werkswohnungen auf dem Esch (Kuba). Auch viele private Wohnungen wurden um die Jahrhundertwende gebaut. 1905/06 entstand die Arbeitersiedlung Kümpersdorf, auf einem Sandbülten der Bauern Bröker und Deiters. Für damalige Verhältnisse wurden dort schöne Werkswohnungen errichtet. Im Laufe der Zeit kamen noch private Häuser dazu, eine Folge davon, daß die Bevölkerungszahl des Schotthocks im 20. Jahrhundert einen sehr starken Anstieg erlebte.

Bis 1900 war der Schotthock ein Stadtteil, der ausschließlich landwirtschaftliche Nutzflächen hatte. Um 1900 gab es hier etwa 38 landwirtschaftliche Betriebe, auf deren Höfen rund 300 Personen wohnten. Leider konnte ich Oma Feldmann nicht mehr befragen: sie ist im Juni 1988 verstorben. 1898 geboren, konnte sie alle Höfe des Schotthocks namentlich aufzählen.

17Eine genaue Liste von Wahlberechtigten gibt es aus dem Jahre 1925. Damals lebten im Schotthock etwa 1100 wahlberechtigte Personen in 375 deutschen Familien. Wenn man dann noch die 25 holländischen dazurechnet, kommt man auf die Zahl von etwa 400 Familien. Laut Statistik müßte man diese Zahl mit 4 malnehmen, um etwa einen Einwohnerschnitt zu bekommen. Das wären demnach für 1925 400 x 4 = 1600 Einwohner im Schotthock.

Genau ist diese Zahl nicht, da ich die Summe der Familien aus einem Straßenverzeichnis des Amtes Rheine herausgesucht habe. Abweichungen sind aber bei Statistiken immer gegeben. 18Von 1937 liegt dann wieder eine Einwohnerliste des Schotthocks vor. Es gibt hier in jenem Jahr etwa 740 Familien mit rund 2800 Personen. Von 1900 bis 1937 hat sich die Einwohnerzahl des Schotthocks mehr als verzehnfacht. Als 1939 der 2. Weltkrieg ausbrach, stagnierte die Einwohnerzahl.

Aber 1951, nach Wiederaufbau und Neubeginn der Textilindustrie, hat der Schotthock bereits 845 Familien, in denen etwa 3000 Personen leben. Ein stetiges Wachsen des Stadtteils Schotthock nach dem Krieg ergibt sich durch die wieder aufblühende Textilindustrie und durch die Ansiedlung neuer Gewerbebetriebe: Karmann, Schulte-Dykhoff und apetito, um nur einige zu nennen, hatten maßgeblichen Anteil daran.

Bei der Volkszählung 1970 hat der Schotthock eine Einwohnerzahl von 7471 Personen.

20Pastor Tombrink hat uns in der Jubiläumszeitschrift von 1972 einen guten Überblick über Einwohnerzahl und Struktur des Schotthocks hinterlassen: Im Jahr 1972 hat der Schotthock 8314 Einwohner in 2138 Familien. Das sind 16 % der Rheiner Bevölkerung. In diesen 8314 Einwohnern sind auch 631 Ausländer enthalten. 6371 der Schotthocker sind Katholiken, 1600 evangelische Christen und 313 Andersgläubige.

Die Familienstruktur im Schotthock sah 1972 so aus.

  • Ehepaare ohne Kinder                    485
  • Ehepaare mit 1 Kind                        490
  • Ehepaare mit 2 Kindern                   513
  • Ehepaare mit 3 Kindern                   219
  • Ehepaare mit 4 Kindern                   123
  • Ehepaare mit 5 Kindern u. mehr        89

21In einem Plan der Stadt Rheine vom 21.10.1986 hat der Schotthock 10.932 Einwohner. Davon leben in Haushalten mit

  • 1 Person     1.194 Einwohner
  • 2 Personen    951 Einwohner
  • 3 Personen    740 Einwohner
  • 4 Personen    784 Einwohner
  • 5 Personen    328 Einwohner
  • 6 Pers. u. m.   131 Einwohner

1986 gibt es im Schotthock 4.056 Haushalte in 2.028 Häusern. Mit diesen Zahlen zur Einwohnerstatistik des Schotthocks sei dieses Kapitel abgeschlossen. Ich glaube, man kann aus ihnen das stetige Wachsen des Stadtteils gut erkennen.

WEITER: Der Schotthock vor 5 Generationen