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Inhaltsverzeichnis

KAPITEL 1:

Die Geschichte des Schotthocks

KAPITEL 2:

Das Leben im Schotthock

KAPITEL 3:

Es ist lange her

KAPITEL 4:

Die Bauern

 

KAPITEL 7:

Gemeinde im Schotthock

 

Der Niederländisch-Spanische Krieg

Um es vorweg zu sagen: Aufzeichnungen über den Spanisch-Niederländischen Krieg und den 30 jährigen Krieg gibt es für unseren Stadtteil sehr wenig.

Durchmarschierende Truppen brachten im Spanisch-Niederländischen Krieg (1581-1609) für die Bewohner des Schotthocks und anderer Kirchspiele in Rheine Plünderungen, Mord und Totschlag. Die Stadt Rheine war durch ihre dicken Stadtmauern geschützt. Die Landbevölkerung aber hatte unter den durchziehenden Kriegshorden zu leiden. 8 Die Bauern hatten einmal einen Spanier, der einige Greueltaten verübt hatte, gefangen und dem Richter Johann Krerner in Bevergern vorgeführt. Dieser verurteilte ihn zum Tode. Das nützte aber wenig. Die anderen Spanier gingen um so grausamer gegen die ungeschützten Bauern vor. 9 Im Jahre 1589 kam der spanische Oberst Verdugo von Lingen, um Rheine zu erobern. Sein Kriegslager hatte er in Salzbergen und Umgebung aufgeschlagen. Dabei dehnten die Spanier ihre Raubzüge bis nach Bentlage aus und brannten die Häuser des Schulte Bentlage und des Bauern Kreimeier ab. Ob die Hovesaat auch von den Kriegshorden heimgesucht worden ist, darüber ist nichts bekannt. Vielleicht waren die Bauern des Schotthocks so gut in der Pferdekuhle bei Upsing versteckt, daß man sie nicht entdeckt hat. Diese Pferdekuhle lag tief verborgen in den Wäldern um die Moorkuhle. In so einem Unterstand wurden die Pferde, aber auch Kühe in Sicherheit gebracht. Wenn die Zeit besonders schlimm war, zogen sich auch die Bauern dorthin zurück.

10 Einige Tage später wollten 400 spanische Landsknechte, von Lingen kommend, die Stadt Rheine im Schutze der Dunkelheit angreifen und einnehmen. Die Bürger auf den Stadtmauern waren gewarnt und konnten den Angriff abwehren. Die zurückgeworfenen Soldaten ließen ihren Unmut an den Bauern des Kirchspiels aus. Sie schossen fünf nieder, steckten zwei Häuser in Brand, raubten in den Bauerschaften das Vieh und andere Güter. Vor allem Hopsten und Emsbüren hatten schwer zu leiden. Auch dort plünderten und raubten die fremden Truppen alles, was nicht niet- und nagelfest war. Über 50 Häuser brannten sie den schon ausgeraubten Bauern ab. Wenn man nun die Route der Kriegsscharen verfolgt, könnten die Horden durchaus durch den Schotthock gezogen sein.

In den folgenden Jahren wurden auch Wettringen, Neuenkirchen und Elte heimgesucht. Zwar konnte man sich in Elte in die Kirche retten, konnte aber nicht verhindern, daß die Felder verwüstet. Häuser angesteckt und Menschen beraubt wurden. Vergewaltigungen, Mord und Totschlag waren an der Tagesordnung.

11 Noch einmal, am 31. Mai 1594, wurde unsere Gegend von durchziehenden Kriegshorden ausgeplündert. Das Kloster Bentlage wurde dabei völlig zerstört und brannte bis auf die Grundmauern ab. Im Jahre 1598 wurde dann auch Rheine von den Spaniern erobert und bis Ostern 1599 besetzt gehalten. Auch in dieser Zeit hatten die Bauern in den Kirchspielen schwer unter Abgaben und Dienstleistungen zu leiden. Nur kurze Zeit konnte man sich vom Spanisch-Niederländischen Krieg erholen, denn schon im Jahre 1618 begann der 30jährige Krieg mit all seinen Schrecken und Nöten.

 

Der 30jährige Krieg

Der schreckliche Krieg, der von 1618 bis 1648 geführt wurde, hatte seinen Ursprung in den religionspolitischen Spannungen in Deutschland. In seinem Gefolge wurde unser Land ein Tummelplatz fremdländischer Soldaten. Der Krieg artete immer mehr in Verwüstung und Plünderung aus. Bis 1622 war unser Gebiet noch nicht direkt vom Krieg betroffen. Erst als 1622 der für die evangelische Union kämpfende Heerführer Christian von Braunschweig und Graf Mansfeld in das Stift Münster einfielen, war der knapp 20jährige Frieden seit dem Spanisch-Niederländischen Krieg zu Ende. Der Bischof von Münster bat den General der katholischen Liga, Graf Anholt, um Hilfe. Dieser rückte mit seinem Heer ins Münsterland ein und verlangte Quartier in den Städten. Diese aber weigerten sich, die Truppen aufzunehmen und zu unterhalten, so auch Rheine. 12 Am 20. Februar 1 623 begann die Belagerung der Stadt. Nach tapferer Gegenwehr mußte Rheine sich schon bald geschlagen geben. Die umliegenden Bauerschaften bekamen den Zorn der Truppen zu spüren. Sie quartierten sich bei den Bauern ein und ließen sich mit besten Speisen und Getränken bedienen. Außerdem mußten die Bauern bei jedem Essen noch einen Groschen unter den Teller legen. Herrschte auf dem Lande schon Hungersnot, so war in den Städten die Not noch größer. Hungernd und bettelnd zogen die Städter aufs Land, um hier das Nötigste für ihren Lebensunterhalt zu erwerben.

Aber es sollte noch schlimmer kommen: 13 Im August 1623 lagerten die Truppen des Ligistenführers Tilly für 8 Tage bei Rheine. Dabei wurde auch die Burg Venhaus von den Truppen Tillys erobert. Weil die Burg nicht kampflos übergeben wurde, soll ganz Venhaus in Flammen aufgegangen sein. Wie die Bevölkerung gelitten hat, wird am besten durch eine Reihe von zeitgenössischen Aufzeichnungen wiedergegeben. 14 „Überall sei ein so großer Jammer, Not und Bedrängnis vorhanden, daß es nicht auszusprechen und schier unglaublich sei". 15 Schulte- Werninghoff aus Dutum meldete, daß sein ganzes Korn verdorben sei. Außerdem seien auf seinem Hof an sieben Nächten 114 Wachfeuer angezündet worden. Dabei verfeuerten die Soldaten alles, was brennbar war: Hecken und Zäune, Wagen und Holzpflüge, große Eichen und Buchen. Ähnlich ging es auch den anderen Bauern und Köttern im Kirchspiel Rheine. Obstbäume wurden niedergehauen und verbrannt, Felder verwüstet, Vieh wurde gestohlen und geschlachtet, Getreide wurde verbraucht oder verdorben. Das Kuriose an der Sache war, daß die Tillyschen Truppen keineswegs Feinde waren. Die wirklichen Feinde waren die Hessen; die aber beuteten erst später unser Land aus.

Von Salzbergen wird berichtet, 16 „daß im ganzen Kirchspiel nur noch drei Paar Eheleute am Leben seien und es sei alles zu Grunde verdorben". Schon seien in Rheine, Neuenkirchen, Salzbergen und Bevergern viele aus Mangel an Nahrungsmitteln ganz trostlos weggestorben. Auch Gut Stovern wurde von den Truppen heimgesucht. Dem Gutsherrn wurde der rechte Arm zerschossen, ein Knecht wurde erschossen, und drei weitere Knechte wurden schwer verwundet. Man erleichterte den Gutsherrn um 1000 Taler und richtete viel Unheil in der Burg an.

Auch Bauern im Schotthock werden, wie alle Bauern, schwer gelitten haben. Wie hilflos sie waren, zeigt ein weiteres Beispiel aus dem Kriegsjahr 1623:

17 Am 9. September drang eine holländische Truppeneinheit, 500 Reiter und 100 Mann zu Fuß, in Bentlage ein und plünderte das Kloster. Sie überschritten die Eins und plünderten das rechtsemsische Gebiet. Aus dem Schotthock sind allerdings keine Greueltaten zu verzeichnen. Das lag vielleicht daran, daß die Bauernhäuser gut versteckt in Moor und Wald lagen und deshalb von den durchziehenden Truppen nicht entdeckt wurden. Die marodierenden Holländer aber zogen rechts der Eins weiter, ließen die befestigte Stadt Rheine liegen und zogen nach Gellendorf. Dort erschossen sie 5 Bauern, die sich offenbar widersetzt hatten und ihre Habe nicht abgeben wollten.

Aber auch die Truppen, die in Rheine lagerten, mußten von den Bauern des Kirchspiels mit Essen und mit Futter für die Pferde versorgt werden. Als im Februar 1623 die Rodder Bauern ihrer Verpflichtung nicht nachkamen, weil vor lauter Armut die eigenen Kinder und Tiere wegstarben, wurden sie von den Reitern der in Rheine stationierten Truppen überfallen und fürchterlich drangsaliert.

Einige Jahre zweifelhafter Ruhe gab es bis 1633. Dann war die Zeit der Hessen gekommen. Sie besetzten die Stadt Rheine am 4. September. Ihre Besatzung war verhältnismäßig mild. Aber wieder mußten die angrenzenden Kirchspiele für die nötigen Lebensmittel sorgen. Zwar eroberten am 25. Januar 1635

münstersche Truppen in einem Handstreich Rheine zurück, doch die Hessen kamen 1647 wieder und verbündeten sich mit den Schweden, die die Burg Bevergern besetzt hielten. Gemeinsam lieferten sie dem kaiserlichen General Lamboy einen harten Kampf. Dieser schlug im Schloß Bentlage sein Hauptquartier auf. Von der rechten Emsseite griffen am 20. September die Hessen und Schweden an. Am nächsten Tag fiel das Kloster Bentlage in ihre Hände und ging dabei in Flammen auf. Das Klostergebäude und die Kapelle wurden gänzlich zerstört. Daß die Angreifer dabei einige Abstecher über die Eins gemacht haben, um die Bauern der Hovesaat zu erleichtern, ist wahrscheinlich.

Vielen Bauern war nichts anderes übriggeblieben, als ihre geplünderten und niedergebrannten Höfe zu verlassen und in den Wäldern Schutz zu suchen. Auch im Schotthock gab es Schutzhöhlen in den bewaldeten und vermoorten Gegenden der Heidhaar. In der Karte von Le Cop ist sie eingezeichnet.

18 Eine Pferdekuhle, so schreibt Josef Niemeyer, soll in der Nähe von Upsing auf der Hovesaat gelegen haben. In diesen Pferdekuhlen wurde das Vieh untergebracht, um es vor dem raubenden Kriegsvolk zu verbergen. Man lebte dann so lange in den Verstecken, bis das Kriegs -oder Räubervolk abgezogen war.

19 Auch ein Hermann von Hopsten, der das Amt eines Vogtes in Hopsten ausgeübt hatte, flüchtete im Dreißigjährigen Krieg durch die Mark von Schapen, weiter durch Dreierwalde, bis in den Rheiner Wald. Dort, im nördlichen Teil von Altenrheine, der Haar, auf der Grenze zwischen Rheiner- und Spellerwald, siedelte er sich an. Viele Hopster im Raum Rheine sind Nachkommen des aus Hopsten geflüchteten Hermann von Hopsten.

2o Nachdem Rheine sieben Wochen lang von den Schweden beschossen worden war und in Rheine 365 Häuser in Schutt und Asche lagen, zogen Hessen und Schweden aus Rheine und Umgebung ab. 1648 wurde im Friedenssaal zu Münster der Westf. Friede geschlossen. 30 fürchterliche Kriegsjahre waren vorbei. Das Land war ausgelaugt und verwüstet. Die Bevölkerung war dezimiert, ausgehungert und krank. Gott sei Dank gab es bis 1756 eine ruhige und friedliche Zeit. Die Bauern des Kirchspiels fanden wieder zu ihrer Arbeit und brauchten fortan das schreckliche Kriegsvolk nicht zu fürchten.

 

Der Siebenjährige Krieg

Der preußische König Friedrich II. ist zwar als Friedrich der Große in die Geschichte eingegangen, bescherte aber dem deutschen Lande durch sein Bündnis mit England den 7 jährigen Krieg. Georg II., Friedrichs englischer Verbündeter, war gleichzeitig König von Hannover. Damit wurde unsere Gegend zum Grenzgebiet, denn das Königreich Hannover fing an der heutigen Grenze zu Niedersachsen an. Zuerst hatte der Schotthock nur die üblichen Durchmärsche, Besetzungen und Einquartierungen zu erleiden. Die Kirchspiele hatten wieder einmal für Futter und Essen zu sorgen; ganz gleich, ob es für eigene oder fremde Truppen war.

21 Am 25. April 1757 erschien französische Kavallerie in der Stadt; im Mai folgten noch weitere Reiter. Da die Landbevölkerung für so große Truppenteile nicht genügend Vorräte besaß, wurden auch im Amte Bevergern und in Rheine die Lebens- und Futtermittel zwangseingezogen. Weitere Einquartierungen folgten, denn die Franzosen wurden von den Alliierten unter dem Herzog von Braunschweig geschlagen und aus dem Hannoverschen Gebiet vertrieben.

Von den Bauernschaften wurden immer neue Dienste und Abgaben verlangt. Besonders aber litt die Bevölkerung unter den berüchtigten Freicorps. Schlimm wütete dabei der Major Trimbach. Eine Aufzeichnung über Dienste und Abgaben während des 7 jährigen Krieges hat uns der Bauer Schotmeier aus dem Schotthock überliefert. Lesen wir im folgenden Text seine unter weitgehender Beibehaltung der damaligen Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik ins Hochdeutsche übertragenen Erlebnisse:

WEITER: Die Schotmeiersche Chronik