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Inhaltsverzeichnis

KAPITEL 1:

Die Geschichte des Schotthocks

KAPITEL 2:

Das Leben im Schotthock

KAPITEL 3:

Es ist lange her

KAPITEL 4:

Die Bauern

 

KAPITEL 7:

Gemeinde im Schotthock

 

Chronik der Pfarrgemeinde St. Ludgerus im Schotthock

1 Jahrhundertelang gab es nur eine Pfarrkirche in Rheine: St. Dionysius. 1896 mußte man vor dem Emstor im Saale Hues an der Ibbenbürener Straße eine Notkirche einrichten. Sie war der erste Gottesdienstraum für die neue Pfarre St. Antonius. Am Osterfeste 1904 konnte für sie das neue Gotteshaus benediziert werden, die Antonius-Basilika. Zur Antoniuspfarre gehörte nun auch der Schotthock. Bereits 1918 soll von der bischöflichen Behörde in Münster die Anregung gekommen sein, im Schotthock eine Kirche zu bauen und eine eigene Pfarrgemeinde zu gründen. Krieg und Inflationszeit verhinderten die Durchführung. Man errichtete 1937/38 von Antonius aus zunächst die Herz-Jesu Pfarre; 1943 ist dann St. Marien in Eschendorf gegründet worden.

 

1946

Josef Hüttermann, seit dem 20. Juli Kaplan an St. Antonius, trat seinen Dienst in Rheine mit der speziellen Aufgabe an, sich um die Errichtung einer Pfarrgemeinde rechts der Ems, im Norden der Stadt, zu bemühen. Als er eine Bestandsaufnahme machte, fand er in seinem neuen Wirkungsbereich unter den Katholiken des Schotthocks viel guten Willen zur Mitarbeit. Für ein mögliches Zentrum der Seelsorge fand er lediglich das Projekt eines neuen Kindergartens vor. An einen Kirchbau war unter den Zeitumständen überhaupt nicht zu denken. Die britische Militärregierung hatte alle Neubaumaßnahmen, die über 10.000 DM hinausgingen, verboten. Notlösungen waren das Gebot der Stunde. Aber Not macht erfinderisch: Für über 500 Schulkinder der Ludgerusschule fand man einen Gottesdienstraum. Der Filmsaal der Schule wurde renoviert und festlich „geweißt". Ab Anfang November 1946 feierte man jeden Dienstag und Freitag vor Schulbeginn die Hl. Messe.

Ins Jahr 1946 fallen auch noch die Anfänge der Jugendarbeit im Schotthock. Zwei Jungen- und zwei Mädchengruppen nahmen im September die Arbeit auf; ein Bastelkurs wurde vor Weihnachten durchgeführt.

 

1947

Ab Ostern arbeiteten drei Jungen- und drei Mädchengruppen. 1948 kamen noch drei Frohschargruppen für noch schulpflichtige Mädchen hinzu; und im Sommer 1949 gründete man eine Jungschargruppe für Jungen im schulpflichtigen Alter. Eine Theatergruppe „Spielschar St. Ludgerus" bestand vom Frühjahr 1948 bis zum Frühjahr 1949.

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Saal der Notkirche bei Niemeyer in den Jahren 1947 bis 1951

Im Jahre 1947 konnte man der Gemeinde eine Notkirche schenken. Der Gastwirt Rudolf Niemeyer stellte ab August den Saal seines Gasthauses am Lingener Damm der Gemeinde zur Verfügung. Ein Baukomitee organisierte Umbau- und Ausbesserungsarbeiten. Am Feste Mariä Empfängnis (8.12.1947) nahm Kaplan Hüttermann die Weihe des Raumes vor. Er weihte gleichzeitig auch den Tabernakel und die Paramente. Das Festhochamt zelebrierte der Pfarrer der Mutterpfarre St. Antonius, Heinrich Wessels. St. Ludgerus hatte einen Mittelpunkt, die Gemeinde wurde zum Rektorat erhoben. Erster Seelsorger wurde Rektor Hüttermann. Damals vermerkte er in seiner Pfarrchronik: „In seiner Festpredigt forderte der Rektor die Gemeinde auf, die Lösung wirklich nur als Notlösung anzusehen und nicht zu ruhen und zu rasten, bis die neue Kirche stehe. Das Kirchlein war übervoll. Nach seiner ersten Leerung zeigten sich die ersten Schäden: Man hatte nicht mit den tückischen Wänden gerechnet. Obschon man vorher lange und genügend durchgeheizt hatte, wurden die Wände naß und färbten ab. So trugen viele die Spuren des ersten Kirchgangs mit nach Hause. Eine allgemeine Ernüchterung und Verärgerung trat zutage." Fünf Messen wurden fortan in der Notkirche zelebriert: drei feierte Rektor Hüttermann, zwei wurden von Kaplänen der Mutterpfarre gelesen.

Pastor Hüttermann verfolgte beharrlich den Plan weiter, im Schotthock eine neue Kirche zu bauen. Die Währungsreform vereinfachte die Pläne nicht. Bereits auf das Jahr 1946 gehen die ersten konkreten Planungen zurück. Der in Rheine lebende Architekt Klostermann hatte im Auftrage von Pfarrer Wessels die ersten Skizzen gezeichnet.

 

1949

Im August fertigte Pfarrer Wessels auf Wunsch der Schotthocker Pläne für einen Bau nach dem Vorbild der Herz-Jesu-Kirche in Rheine an. Doch der Preis von 300.000 bis 350.000 DM schien völlig indiskutabel. Er müsse unbedingt auf 100.000 bis 150.000 DM heruntergehen! Etliche Wochen später erschien eine provisorische Skizze, die sich um 250.000 DM bewegte. Wieder unannehmbar! Nach dem Vorbild einer wiederaufgebauten Kirche in Duisburg sollte dann gebaut werden. Architekt Klostermann zeichnete neue Pläne. Das Ergebnis: 145.000 DM! Inzwischen war es Weihnachten geworden.

Für das Werden und Wachsen der Gemeinde St. Ludgerus ist ein Ereignis des Jahres 1949 von besonderer Bedeutung. Am 1. Oktober trat der erste Kaplan seinen Dienst in der Rektoratsgemeinde an. Die Last des Auf- und Ausbaus lag nicht mehr auf den Schultern nur eines einzigen Geistlichen. Es kam hinzu, daß August Lückenkötter - er war der erste Kaplan - „mit bewundernswürdiger Umsicht und Einfühlungsgabe seine Arbeit plante und ausführte". Zitat aus der Chronik: „Mit dem ganzen Feuer seines liebeglühenden Herzens packte der damals 37 jährige Neupriester seine Aufgabe an. Schnell gewann er durch seine leutselige Art die Jugend, die sich in allen Gruppen begeistert um ihn scharte. Seine tiefschärfenden Predigten fanden aufmerksame Zuhörer. Er wurde der Mann des Schotthocks." Im Juni 197 = starb er nach längerer schwerer Krankheit. Die Gruppenarbeit war durch ihn intensiviert, neue Grupperwaren von ihm gegründet worden; fortan feierte di Jugend jeden Mittwochmorgen um 5.45 Uhr ein H: Meßopfer; samstags abends gab Kaplan Lückenkötter eine Einführung in die Liturgie des Sonntag-. anschließend sang man die Komplet.

 

1950

Es war Kaplan Lückenkötter, der nach seinem Weihnachtsurlaub Anfang 1950 auf den jungen Architekten Bocklage aus Rietberg aufmerksam mache:konnte. Bocklage reichte die Pläne ein, und ma: besichtigte einige von ihm gebaute Kirchen im RaunPaderborn. Einem Prüfungsausschuß beim Genera.vikariat überließ man die Entscheidung. Sie fiel zu Gunsten des Architekten Bocklage aus. In der Sitzung vom 27.Juni befürwortete der Kirchenvorstand von St. Antonius - dieser war zuständig, weil St. Ludgerus keinen eigenen Kirchenvorstand hatte - die Entscheidung der bischöflichen Behörde.

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Fronleichnam 1950 auf der Rolandstrasse

 

In St. Ludgerus hatte man nicht so lange gewartet. Bereits am 16. Juni tat Rektor Hüttermann den ersten Spatenstich. Kostenlos hatten Gemeindemitglieder Feldgleise, Loren und eine Baubude zur Verfügung gestellt. Und wieder der Chronist: „ Der Schotthock wurde in sechs Baubezirke aufgeteilt. Der oberste Grundsatz lautete: Was immer wir in eigener Arbeit leisten können, darf keine Kosten verursachen! Die Baubezirke wurden zu verschiedenen Zeiten einzeln eingeladen, dabei wurde ihnen der Stand der Dinge dargelegt. Aus seinen Reihen wählte jeder Bezirk seinen eigenen Obmann, der für das prompte Antreten seiner Leute an dem jeweiligen Abend verantwortlich war. Der Anfang war sehr gut. So wurde die Baugrube ausgehoben; auch die Fundamentierung nahm man in Eigenleistung vor. Ein fremder Fachmann meinte bei seinem Besuch, ob wir eine Kirche für die Ewigkeit bauen wollten. Mehr als 1000 Sack Zement sind für die Fundamente verbraucht worden. Glückliche Beziehungen des Kaplans hatten die großen Mengen Zement günstig erstehen lassen. Wollte man die um den Bau besonders verdienten Gemeindemitglieder nennen, so würde man wohl kein Ende finden. Es war eine einzige große Gemeinschaftstat aller Getreuen des Schotthocks. Die dabei nicht mitgeholfen haben, wollen wir in Liebe übergehen.

Die Grundsteinlegung konnte am 8.10. vorgenommen werden. In der Basilika fand um 10 Uhr der Festgottesdienst statt. „Nach dem Festhochamt zog man in zwangloser Prozession zum Bauplatz, der mit 16 Fahnen und vielen Fähnchen festlich geschmückt war. Zunächst empfing uns das Blasorchster der Firma Kümpers-Timmerman mit einem Choral. In der Begrüßungsrede verlas Pfarrer Wessels ein überaus huldvolles Schreibendes H.H. Generalvikars mit der so lange und heiß ersehnten Bauerlaubnis. Dann nahm Herr Domkapitular Sühling die Weihe und Segnung des Grundsteins vor." Soweit Pastor Hüttermann. Schon am nächsten Tage konnten die Gerüste errichtet werden. Trotz des bisweilen ungünstigen Wetters arbeitete man zügig weiter.

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Grundsteinlegung am 8 Oktober 1950

Parallel zum Aufbau des Gotteshauses verlief auch die Vertiefung des Gemeindelebens und des Gemeindebewußtseins in St. Ludger. Ein Beispiel war die zum erstenmal in der Osternacht mit großer Anteilnahme der Gemeinde gefeierte Karsamstagliturgie. Eine enge Zusammenarbeit zwischen den Geistlichen und der Schule führte zu festlichen und symbolhaften Gestaltungen der Gottesdienste, vor allem an den Tagen der Erstkommunion.

 

1951

Der Kirchbau schritt zügig voran. Anfang Juni konnte der erste Eisenträger des Dachstuhls verankert werden. Am Donnerstag, dem 5.Juli, feierte man Richtfest. Der Richtspruch:

    Auf Schotthocks altem Bauernland

    Ein junger Stadtteil längst entstand;

    Die neue Zeit pocht an das Tor,

    Und Schlote recken sich empor.

    Wo sonst der Pflug den Acker brach,

    Der Bauer schaffte Tag für Tag,

    Die Kiefer grünt', die Heide blüht',

    Singt die Maschine nun ihr Lied.

    Im Liede, das die Arbeit sang,

    Vermißt man noch den Glockenklang.

    Und alle sprachen kräftig aus:

    „ Uns fehlt ein neues Gotteshaus

    St. Ludger zu Ehren."

    Es war ein Werk, gar groß und schwer,

    Doch wir verzagten nimmermehr.

    Es taten Meister und Gesellen

    Sich wohlgemut zur Arbeit stellen.

    Es fehlte oft an jedem End,

    Bald Holz, bald Steine, bald Zement;

    Es fehlte nie an Müh und Plag,

    Dafür an D-Mark jeden Tag.

    Doch wuchs der Bau, es ist so weit,

    Wir feiern unser Richtfest heut.

    Die Bänder weh `n am bunten Kranz,

    Wir sonnen uns am Festesglanz.

    In jedem Auge glänzt die Freud,

    Wir pflegen die Geselligkeit,

    Ein kühler Trunk, ein guter Tisch,

    Die halten uns `re Stimmung frisch.

    Franz Kolck

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    Staufenstraße und der Rohbau der Kirche, im Jahre 1951

Die Kirchweihe sollte am 26.November stattfinden. Bischof Michael Keller stimmte diesem Termin zu, weil er der Stadt Rheine einen schon seit langem geplanten offiziellen Besuch abstatten wollte. Am 25.November feierte die Gemeinde zum letzten Male Gottesdienst in der Notkirche. Kurz darauf setzte darin ein reges Treiben ein: Im Nu hatte sie ihr kirchliches Gewand verloren; alle Habseligkeiten wurden zur neuen Kirche geschleift, mehrmals fuhr ein Lastwagen der Firma Herrn. Kümpers hin und her. Groß und klein, jung und alt beteiligten sich an der „Demontage". In wenigen Stunden war die Notkirche ausgeräumt. Am anderen Tage weihte Diözesanbischof Michael Keller die neue Kirche. Das Festhochamt zelebrierte der Pfarrer der Muttergemeinde, Heinrich Wessels, unter Assistenz von Rektor Hüttermann und Kaplan Lückenkötter. Zu einer Feierstunde fanden sich die Gäste im Saale Niemeyer ein, in jenem Raum, der vier Jahre hindurch als Notkirche gedient hatte. Voll Freude feierte die Gemeinde das Weihnachtsfest in der neuen Kirche. Da neue Krippenfiguren aufgestellt werden konnten, bekam der Festgottesdienst durch ihre Weihe ein besonderes Gepräge.

 

1952

Am 1. August wurde St. Ludger zur Pfarre erhoben. Gleichzeitig mit der Pfarr-Erhebung wurde Rektor Hüttermann zum Pfarrer von St. Ludger ernannt. Nun war die Pfarre selbständig und hatte damit das Recht und die Pflicht, einen Kirchenvorstand zu bilden. Am 12.10. fand die erste Wahl zum Kirchenvorstand statt. 131 Wähler gingen zur Wahlurne. Als Mitglieder des Kirchenvorstandes wurden gewählt:

Heinrich Büter Heinrich Pollee Georg Raming Josef Rolf Lambert Schnieders Heinrich Schumacher Peter Stegging Paul Trümper Vorsitzender ist jeweils der Pfarrer, sein Stellvertreter wurde Paul Trümper. Als Schriftführer wirkte Lambert Schnieders.

Am 29. 10. kam es zur Gründung des Müttervereins, und am 23. 11. konstituierte sich die KAB.

Zum 1.11. wurde Kaplan Lückenkötter als Präses zur Loburg, dem katholischen Internat bei Ostbevern, versetzt. Pfarrer Hüttermann feierte am 27.12. mit seiner Gemeinde sein 25 jähriges Priesterjubiläum.

Festlich klang das Kirchenjahr aus, weil am 30.11. die neue Orgel, eine Spende der Firma Hermann Kümpers, in Betrieb genommen werden konnte.

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St. Ludgerus wird 1952 zur Pfarre erhoben: Prozession auf der Bonifatiusstrasse

 

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Auf dem Kirchplatz, 1952

 

1953

In diesem Jahr konnte der Turm unserer Kirche endlich aufgestockt und abgedichtet werden. Bald waren Sakristei und Jugendraum, im Obergeschoß des Turms, voll einsetzbar. Fünf Gruppen der männlichen Jugend fanden eine neue Heimstatt im Turmzimmer. Die acht Mädchengruppen tagten weiter im „Hexenhaus". Bereits seit Jahren bemühte man sich um den Bau eines Pfarrhauses. An der Zollernstraße wohnte der Pfarrer, die Kapläne wohnten in Familien der Gemeinde.

 

1954

Im September konnte mit dem Bau des Pastorats begonnen werden.

 

1955

Am 2.August bezogen Pfarrer Hüttermann, seine Haushälterin, Änne Werth, und Kaplan Eduard Schotte, der seit 1954 in St. Ludger wirkte, das neue Pfarrhaus.

Durch eine Spende wurde im gleichen Jahr die Pfarrbücherei aus der Taufe gehoben. Sie wurde zunächst als Jugendbücherei aufgebaut, dann in den kommenden Jahren aber stetig erweitert. Eine Heimstatt fand sie im Turmzimmer über der Sakristei.

 

1956

Zu Beginn des Jahres wurde die Christenlehre, bzw. die Andacht für die Kinder, von 13.30 Uhr auf 11.30 Uhr Uhr vorverlegt. Das wurde von den Kindern freudig begrüßt. Jetzt konnte man nämlich ungehindert am Nachmittag das Kino oder den Sportplatz besuchen.

 

1957

Das hervorstechende Ereignis des Jahres: Bischof Michael Keller spendete 79 Jungen und 74 Mädchen das Sakrament der Firmung. Er konferierte mit den Geistlichen, dem Kirchenvorstand, den Mitgliedern der Vereine und Verbände und mit den Lehrern der Ludgerusschule.

Am 4. 10. wurde das Altenwerk gegründet.

 

1958

Am 11.Juli verließ Kaplan Schotte die Gemeinde. Sein Nachfolger wurde Kaplan Franz Gediga. Erste Pläne für den Bau eines Jugendheimes - der erste Gedanke daran und ein Konzept waren noch von Kaplan Schotte entwickelt worden - wurden im August dem bischöflichen Bauamt in Münster unterbreitet. Kostenvoranschlag: 148.000 DM. Höchste Überraschung auf der ganzen Linie: Der Finanzierungsplan wurde eingehend erörtert! Danach hatte die Gemeinde einschließlich der Gespanndienste 25.000 DM aufzubringen. „Und wer besorgt die Inneneinrichtung und den ständigen Unterhalt? Vor den ernsten Problemen hält auch der kühnste Optimismus nicht stand. So vermerkt der Chronist.

 

1959

In diesem Jahr gingen zum ersten Male die Kinder des 2. Jahrgangs feierlich zur ersten Hl. Kommunion. Man kam damit den Forderungen nach frühzeitigem Kommunionempfang einen Schritt näher.

 

1961

Die Ludgeruskirche besteht 10 Jahre. In diesem Jahr verließ Kaplan Gediga St. Ludger. Sein Nachfolger wurde Kaplan Hüning.

Am Dreifaltigkeitssonntag übergab man das Jugendheim seiner Bestimmung. In den vergangenen Jahren war die Hauskollekte wieder aufgenommen worden. Ihr Ziel: St. Ludger sollte neue Glocken bekommen! Bislang hatten zwei ausgediente Schiffsglocken die Gottesdienste eingeläutet.

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1961: Erste Spatenstiche beim Jugendheimbau

 

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1962: Kaplan Hüning, Kaplan Schotte, Pastor Hüttermann und Kaplan König bei der Jugendheim-Einweihung

1962

Im Februar erließ der Kirchenvorstand noch einmal einen Spendenaufruf. Er bewirkte, daß insgesamt 8.000 DM gesammelt wurden. Im Juli wurden die fünf Glocken in Gescher bestellt. Sie tragen den Namen: Christus König, Ludgerus, Maria, Josef, Michael. Das Gesamtgewicht beträgt 4.750 kg. Die größte Glocke wiegt 1.861 kg. Nachdem der Glockenstuhl errichtet war, konnten die neuen Glocken angeliefert werden. Am 7.Dezember trafen sie in Rheine ein. Dechant Völkering nahm am 9.Dezember die kirchliche Weihe vor. Am Freitag, dem 21.Dezember, waren die Montagearbeiten abgeschlossen. Festliches Weihnachtsgeläute schallte über den Schotthock.

 

1964

Anfang des Jahres kam Kaplan Pischke nach St. Ludgerus.

 

1965

Am 7. März wurde eine neue Liturgieform eingeführt: Trennung des Wortgottesdienstes von der Eucharistiefeier und Einführung der Meßtexte in deutscher Sprache.

Im gleichen Jahr richtete man den Sonntagskindergarten ein, damit Kleinkinder von bewährten Helfern und jungen Mädchen betreut werden können, während die Eltern den Gottesdienst besuchen.

Anfang Dezember entschloß sich Pfarrer Hüttermann, seine Pensionierung zu beantragen. Sein Augenleiden hinderte ihn daran, die Aufgaben seines Amtes voll wahrnehmen zu können.

Am 25.12. feierte der Neupriester, Pater Hermann Bickel, seine Heimatprimiz in St. Ludger.

 

1966

Pfarrer Hüttermann verabschiedete sich am 16.Januar von seiner Gemeinde. Um 10.00 Uhr zelebrierte er mit Tränen in den Augen seine letzte Hl. Messe in St. Ludger. In einer kleinen Feierstunde am Nachmittag nahm die Pfarre Abschied von ihm. Er zog nach Holthausen bei Laer.

Zum neuen Pfarrer von St. Ludgerus ernannte der Bischof Josef Tombrink, damals Kaplan in Herten Süd. Am 6. Februar wurde der Pfarre seine Ernennung mitgeteilt. Die Pfarreinführung wurde für den 13. Februar angesetzt. Es war ein eiskalter Wintertag, an dem Meßdiener und Gemeindevertreter den Pfarrer aus dem Pfarrhaus abholten. „ Das Wort Gottes wird sich ausbreiten!" lautete das Thema der ersten Ansprache des neuen Pfarrers an seine Gemeinde.

Übrigens mußte, da das Dach des Kindergartens am Tage vorher eingebrochen war, das Jugendheim für Monate zweckentfremdet werden.

Kaplan Pischke wurde nach Ahlen versetzt; Kaplan Werner Benölken trat am 24.Juli seinen Dienst an. Durch einen Vertragsabschluß mit der Firma Hermann Kümpers am 29.2. konnte ein Grundstück zwischen Friedrich-Ebert-Ring und Kriemhildweg angekauft werden. Auf die Dauer plant man an dieser Stelle je nach Entwicklung des Schotthocks ein Pfarrzentrum und einen Kindergarten.

 

1967

Zum Schuljahresbeginn am 7.9. konnte die Bonifatiusschule bezogen werden. Die Pfarre St. Ludger wächst sehr schnell.

 

1968

Mit dem 1.Januar wurde die Vorabendmesse eingeführt. Am 14.März trat Ludger Winner sein Diakonatsjahr an. Im selben Monat begann man auch mit dem Bau des neuen Kindergartens neben dem alten Gebäude. In diesem Jahr wurde zum ersten Mal ein Pfarrkomitee gewählt. Am 15.September fand die erste Pfarrkirmes statt. Sie war eine Erweiterung und Fortführung der ehemaligen Jugendkirmes.

 

1969

Am 7.Januar wurde der neue Kindergarten eingeweiht. Im Februar wurde Pastor Tombrink zum Dechanten des Dekanats Rheine ernannt. Die Fronleichnamsprozession fand zum ersten Male in einer neuen Form statt. Man zog in festlicher Prozession zum Schulhof der Ludgerusschule. Dort feierte man den Wortgottesdienst. Danach zog man zur Kirche zurück, um die Eucharistiefeier abzuhalten. Fortan sollte in jedem Jahr ein anderer Standort für den Altar gewählt werden.

Frau Anneli Langenbrink trat am 1.Mai ihr Praktikum als Seelsorgehelferin im Schotthock an.

 

1970

Zum 1. April wurde Kaplan Benölken nach Warendorf versetzt. Seine Nachfolge trat am 5.4. Kaplan Norbert Kleybolt an.

 

1971

Am 14.3. wählte die Pfarrgemeinde ein neues Pfarrkomitee. Direkt gewählt wurden: Gertrud Althoff, Hubert Berger, Otto Bergmeyer, Bernhard Fenker, Anni Flüthmann, Wolfgang Förster, Hans Heckhuis, Anne Heemann, Karl Gottfried Kamphus, Josef Kühs, Helga Ottenhues, Martha Richter, Franz Tacke, Georg Upsing

Von den Pfarrgemeinschaften wurden delegiert: Magdalene Brügge, Wiethold Snyders, Anni Förster, Gertrud Holtkemper, Luise Hellrung, Gotthard Credner

Vom Pfarrer wurden berufen: Josef Heine, Anneli Langenbrink, Brunhilde Bögge, Bernhard Stevens, Hildegard Steinhauer

Zum erstenmal wurde für die Kinder der Pfarrgemeinde in den Sommerferien ein großes Ferienlager auf der Insel Ameland durchgeführt. Drei Wochen weilten die Jungen und Mädchen auf einem Bauernhof in Nees, in der Nähe der Mühle.

 

1972

Im Jahre 1972 feierte unsere Pfarrgemeinde ihr 25 jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlaß wurde eine lesenswerte Festzeitschrift erstellt. -Im September 1972 wurde mit dem Bau des Bonifatiuskindergartens begonnen. Zum Planungsausschuß gehörten Franz Tacke, Alfred Uphaus und Otto Bergmeyer. Die Baukosten waren mit etwa 660.000,-DM eingeplant. Bei der feierlichen Einweihung konnte Pastor Tombrink die Leiterin Brigitte Burchert sowie die ersten Erzieherinnen Tekla Altmeppen, Hannelore Holling, Margret Picker und Maria Schulte-Althof begrüßen.

 

1973

Der Kirchenchor unserer Pfarrgemeinde feierte am 29. September sein 25 jähriges Jubiläum. Am B. November feierte Frau Maria Lintemeier im Alter von 76 Jahren ihr 25 jähriges Jubiläum im Dienste unserer Pfarrgemeinde.

 

1974

Kaplan Kleybolt geht als Polizeipfarrer nach Münster, und am 1. Juli beginnt Kaplan Hermann Kappenstiel seinen Dienst in unserer Pfarre.

 

1976

Am 12. März ist Anton Robben 25 Jahre in unserer Pfarrgemeinde tätig. In einer kleinen Feierstunde im Jugendheim wurden seine Verdienste als Organist, Chorleiter und bei der Mitarbeit in der Liturgie hervorgehoben.

Das Altenwerk beging am 17. Februar sein 10 jähriges Jubiläum.

Am 26.November feierte die Pfarrgemeinde ihr 25 jähriges Kirchweihfest. Ein eigener Pfarrbrief zum Jubiläum der Kirche wurde in allen Haushaltungen des Schotthocks verteilt. Die Pfarrgemeinde war in den letzten 25 Jahren von 3100 auf 7500 Mitglieder gewachsen. In den 28 Jahren seit Bestehen der Gemeinde wurden

    2304 Kinder getauft,

    2376 Kinder gefirmt,

    756 Paare getraut,

    860 Personen zu Grabe getragen.

 

1977

Bei der Chorprobe am B. Februar brach Anton Robben zusammen. Ihm war ein Blutgefäß im Gehirn geplatzt. Nach Tagen der Hoffnung und Angst für die Familie starb Anton Robben am 19.Februar 1977. Pastor Tombrink schreibt in der Pfarrchronik:„Wir werden seinen Tod bald spüren, denn nur seinem Elan war es zu verdanken, daß in unserer Pfarre ein so lebendiger Kirchen-Gemeinde-Gesang selbstverständlich war."

Albert Robben, Jochen Petermann und Ulrich Seinering übernahmen für die nächste Zeit das Orgelspiel in der Kirche.

Am Samstag, dem 25.November, feierte die KAB St. Ludgerus ihr 25 jähriges Jubiläum.

 

1978

Josef Petermann ist 25 Jahre ehrenamtlich als Rendant in unserer Pfarrgemeinde tätig. Wieviel Idealimus und Arbeit dahintersteckt, kann nur der ermessen, der Josef Petermann einmal bei der Arbeit über die Schulter geschaut hat.

In diesem Jahr verläßt Kaplan Hermann Kappenstiel unsere Pfarrgemeinde; Kaplan Bernhard Tietmeyer besetzt die freigewordene Stelle.

 

1979

Mit 82 Jahren geht Frau Maria Lintemeyer in den wohlverdienten Ruhestand. Sie hatte seit Bestehen der Pfarre für Sauberkeit und Ordnung in der Kirche gesorgt. Die Gemeinde schenkte ihr zum Abschied eine vierwöchige Kur im Caritashaus in Nottuln. Heinz Richter wird als Küster angestellt.

 

1980

Am 9. März feiert Pastor Tombrink sein silbernes Priesterjubiläum. Zum ersten Male fahren aus unserer Gemeinde 30 Jugendliche mit Kaplan Tietmeyer für 21 Tage nach Israel.

 

1981

Im Gegenzug kamen Ostern 30 junge Israelis in den Schotthock. Sie leben bei Familien in unserer Gemeinde. Man hält für sie ein umfangreiches Besuchsprogramm bereit. Wie immer, feiern wir in der 3. Septemberwoche unsere Pfarrkirmes, in diesem Jahr zum 25. Male. Begonnen hatte sie auf dem Kirchplatz; später, im Jahre 1968, wechselten wir dann zur Bonifatiusschule.

 

1982

In diesem Jahr wurde die Erweiterung des Jugendheimes geplant. Da von der Diözese kein Geld zu erwarten war, schlug man vor, den Bolzplatz am Friedrich-Ebert-Ring zu verkaufen. Der Plan des Architekten Gehring aus dem Schotthock wurde im Bauausschuß angenommen.

Frau Annelie Langenbrink verläßt St. Ludgerus nach 10 jähriger mit Erfolg getaner Arbeit als Pastoralassistentin.

 

1983

Frau Mechthild Wienker wird im Januar neue Pastoralreferentin in unserer Pfarre. Kaplan Bernhard Tietmeyer wird im Juli als Pastor nach Raesfeld versetzt; im August tritt Kaplan Martin Weber seinen Dienst an.

Ein schwerer Verlust war der Tod unseres Küsters und Jugendheimhausmeisters Heinz Richter. Trotz seines Bluthochdruckes fuhr er wie in den vergangenen Jahren ins Ferienlager nach Ameland, um seiner Frau in der Lagerküche zu helfen. Eine Woche nach der Rückkehr starb er an einer Gehirnblutung.

Sein Nachfolger wurde Engelbert Föcker.

Im März begannen die Arbeiten am Erweiterungbau des Jugend-und Pfarrheimes. Daß alles so reibungslos klappte und der Erweiterungbau bereits nach 6 monatiger Bauzeit bezogen werden konnte, war das Verdienst unseres Hausmeisters Engelbert Föcker.

Im Juli wurden die Grenzen der Pfarrgemeinde neu festgesetzt. Die neue Pfarrgrenze beginnt im Schnittpunkt der Ems mit der Bodelschwinghbrücke und verläuft in der Achse des Konrad-Adenauer-Ringes in nordöstlicher Richtung bis zur Einmündung der Kerkbreestraße. Hier wendet sie sich nach Norden und folgt der Achse der Kerkbreestraße sowie im weiteren Verlauf, nach Überquerung der Bergstraße, der Achse der Sandkampstraße bis zu deren Einmündung in die Bonifatiusstraße. Dieser folgt sie ebenfalls in der Achse, in nordöstlicher Richtung, bis zur Einmündung der Straße „Am Moosgraben". An dieser Stelle verläßt die Grenze die Straßenführung der Bonifatiusstraße und verläuft ohne Richtungsänderung bis zum Dortmund-Ems-Kanal, mit dem sie, nach Nordwesten verlaufend, bis zur Genze nach Niedersachsen und über die Hovesaat an der Ems den Kreis schließt.

Die Anträge der Bauern Fislage und Sandmann zur Eingemeindung wurden von der Diözese abgewiesen.

 

1984

Am 13. Juli haben wir endlich wieder einen neuen hauptamtlichen Organisten. Gregor Oechtering aus Wermelskirchen besetzt die seit vielen Jahren verwaiste Stelle. Gleichzeitig mit dem Antritt des neuen Organisten wird die Planung der neuen Orgel in Angriff genommen.

Im Pfarrgemeinderat wird beschlossen, daß zukünftig auch Mädchen den Ministrantendienst versehen können.

 

1986

Die neue Orgel wird endgültig bei der Firma Lobbak bestellt. Die Kosten belaufen sich auf rd. 370.000,-DM.

In diesem Jahr feiert Pastor Tombrink sein 20 jähriges Pfarrjubiläum, und seine Schwester feiert ihr 25 jähriges Dienstjubiläum als Haushälterin bei unserem Pastor.

Maria Horsel bleibt ein Jahr als Pastoralpraktikantin bei uns in der Pfarrgemeinde.

 

1987

In diesem Jahr ist wieder ein Wechsel in der Kaplanei fällig: Kaplan Martin Weber geht, und Kaplan Manfred Stücker kommt.

Die Fertigstellung der neuen Orgel verzögert sich; voraussichtliche Einweihung: Mai 1989.

 

1988

Am 15. März stirbt Hermann Roskam. Überall beliebt, hatte er 30 Jahre die Grünanlagen der Kirche in Ordnung gehalten. Sein Nachfolger wird Karl-Heinz Roß von der Overbergstraße.

Der 3 l. Juli war für Frau Juliane Heitkötter der letzte Arbeitstag im Ludgeruskindergarten. Über 30 Jahre hatte sie ihren Dienst mit Umsicht und Liebe zu den Kindern verrichtet. Die Pfarrgemeinde dankt ihr am 4. Juli in einer kleinen Feierstunde.

 

1989

Endlich ist die neue Orgel fertig! Am 10. September, um 16.00 Uhr, wird sie feierlich eingeweiht. Organist Gregor Oechtering zieht im wahrsten Sinne des Wortes alle Register. Obschon die Kosten fast auf 400.000,-DM gestiegen waren, wird die Orgel, was kaum jemand für möglich gehalten hatte, Ende 1990 bezahlt sein.

 

1990

20 Jahre Ameland! Eine wahrhaft stolze Zahl! Wenn man bedenkt, wieviel Arbeit und Nerven „dahinter stecken", dann kann man nur alle die loben, die in den vergangenen Jahren diese Ferienmaßnahme getragen haben. Ihnen allen, die ich hier im einzelnen nicht aufzählen kann, gebührt Dank und Anerkennung.

Hiermit möchte ich die Geschichte unserer noch jungen Pfarrgemeinde beenden. Möge Gott geben, daß das Gemeindeleben in den nächsten Jahrzehnten genau so lebendig bleiben wird, wie es in den letzten 43 Jahren gewesen ist!

 

weiter: Die Pfarrer an St. Ludgerus / Kapläne an St. Ludgerus / Die Chorgemeinschaft St. Ludgerus