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Inhaltsverzeichnis

KAPITEL 1:

Die Geschichte des Schotthocks

KAPITEL 2:

Das Leben im Schotthock

KAPITEL 3:

Es ist lange her

KAPITEL 4:

Die Bauern

 

KAPITEL 7:

Gemeinde im Schotthock

 

Berndt Schröder gen. Schotmeier, ein Geschichtsbuch der Jahre 1756 -1786

22 “Ein Geschichtsbuch, darin geschrieben steht, was ich, Berndt Schröder gen. Schotmeier in diesen Kriegszeiten erlebt, gesehen und gehört habe.

Im Jahre 1756 hat der blutige Krieg seinen Anfang genommen zwischen dem römischen Kaiser und dem König von Preußen. Am B. April 1757 sind die Franzosen in Münster angekommen um gegen die hannoveranische, englische, brusewicksche, hessische, bückeburgische und preußische Armee Krieg zu führen um den Kaiser Beistand zu leisten. So sind die Franzosen durch das Münsterland gezogen bis in das Hannoverland hinein und haben bei Hameln eine Battaille gehalten. Die Franzosen gingen als Sieger hervor. Daraufhin haben sich die Hannoveraner nach Stade zurückgezogen. Dort haben sie im Winter im Felde gestanden, während die Franzosen ihr Winterquartier im Hannoverischen hielten.

Ausschnitt aus der Chronik des Bauern Schotmeier

Im Jahre 1758 war Prinz Ferdinand kommandierende General in der hannoverischen Armee, und hat die Franzosen aus ihrem Land geschlagen. Dahaben sich die Franzosen zurückgezogen. Am 18. März auf Maria Verkündigungstag, der war auf Palmsonntagabend, da haben die Franzosen die Rheiner Emsbrükke abgebrochen und haben sich zurückgezogen. Am Ostertag müssen die Rheiner Bürger die Brücke wieder aufbauen. Am Osterabend sind die Hannoveraner in Münster eingezogen. Sie sind den Franzosen nachgefolgt bis über den Rhein. Da haben sie bei Krefeld miteinander einen schweren Kampf gehalten. Da sind die hannoversche und die englische Armee im Münsterland ins Winterquartier gegangen. Durch die Einquartierung wurde das Heu und Stroh sehr teuer. Tausend Pfund Heu kosten 15 Reichstaler, tausend Pfund Stroh kosten 5 Reichstaler.

Im Jahr 1759 den 6. Juli bis zum 22. Juli auf Maria-Magdalena-Tag ist Münster von den Franzosen belagert worden, daß kein Mensch rein oder rauskommen konnte. An diesem Tag haben die Franzosen Münster eingenommen. Am 25. Juli auf St. Jakobitag haben sie in Münster die Citadelle mit bombardieren und Kanonenschüssen genommen, daß sich hier in Rheine die Gläser und Fenster davon bewegten. Am Morgen um 8 Uhr des 25. Juli sind die hannoverischen und englischen Soldaten gefangen genommen worden. Am 3. August ist Münster wiederum von die Hannoveranern belagert worden. Am 3. September ist Münster in Brand geschossen worden. Da ist ein ganzer Stadtteil abgebrannt. Am 19. November fingen die Hannoverschen wiederum an Münster zu bombardieren. Das dauerte zwei lange Tage. Da haben die Franzosen und die Hannoveraner einen Vertrag miteinander gemacht. Die Hannoveraner sind mit Gewehr und Wagen aus Münster abgezogen und den 21. November sind sie wieder in Münster eingezogen. Da wurde hier in Rheine ein grosses Magazin angekauft. Tausend Pfund Heu kosten 11 Reichstaler, tausend Pfund Stroh kosten 5 Reichstaler.

Im Jahr 1760, den 1. Februar, sind die Hannoveraner in Rheine und Umgebung in Winterquartier gekommen, die Dragoner bei die Bauern, die Infanterie in der Stadt. Am 18. sind sie alle nach Dülmen abgezogen.

1761 den 22. August haben die Franzosen in Bentheim das Schloss eingenommen. Da kamen die Hannoverschen mit grossen Kanonen und haben das Schloss bombardiert. Das dauerte 4 Tage. Da haben die Franzosen sich gefangen gegeben.

Am 26. April da kam das preussische Freikorps nach Rheine. Sie machten ein Bollwerk um Rheine und zwei Schanzen vor der Emsporte. Am 31. Mai sind sie nach Meppen abgezogen. In der Nacht vom 15. auf den 16. August haben die französischen Husaren die Stadt Rheine gestürmt und an allen drei Toren zugleich losgeschlagen. Der Tumult ging des Nachts um 23 Uhr los. Ich hörte den Tamburmajor mächtig schlagen. Man hörte Schiessen und Geschrei.

Ich rief zu mein Volk: „Steht auf vom Bett! Es geht wunder in Rheine zu, die Franzosen sind da!" Wir gingen in unseren Garten. Da kamen zwei Kugeln bei uns durch die Bäume geflogen das wir umgeworfen wurden. Das hannoversche Freikorps ward ganz zerschlagen. Es lagen 5 Tote und 13 Verwundete auf den Strassen. Alle überigen Hannoveraner wurden gefangen genommen.

Am 18. August kam die hannoverische kleine Armee auf den Stadtberg und hier in unserem Garten und auf dem Kamp zu stehen. Sie nahmen uns 6 Fuder Hafer, 5 Fuder Heu. Zehn Scheffel Saatland mit Buchweizen wurde unter ihren Füssen zertreten. Ein Fuder Erbsen und alle andere Gartenfrüchte haben sie mitgenommen. Alle Hecken und Zäune haben sie abgerissen und verbrannt. Sie haben uns sogar die Kleider abgenommen.

Den 19. August sind sie nach Ibbenbüren aufgebrochen. Auf dem Schafberg haben sie die Franzosen getroffen. Da haben sie ein kleines Scharmützel miteinander gehalten.

Den 21. August kam zum erstenmal die französische Armee auf dem Thieberg in Rheine zu stehen. Am 23. August sind sie aufgebrochen nach Altenberge und dann nach Dülmen gezogen.

Den 22.September kommt die französische Armee auf den Thieberg bei Rheine zu stehen.

Am 28. September ist der Prinz von Conde mit die halben Armee aufgebrochen und nach Meppen gezogen. Die Marschrichtung ging durch Rheine mitten durch Langentums Gärten mitten durch das Sadelland. Bei Pöckers Saalriet, von dem Berg nach dem Barentelgen hinein nach Meppen zu. Das haben sie belagert.

Am 3. Oktober haben die Franzosen Meppen genommen und mit bombardieren in Brand geschossen. Dabei sind über 40 Häuser abgebrandt.

Am 3. Oktober haben die Franzosen mir vier Fuder Gerste und ein Fuder Hafer weggenommen und verfüttert. Am 9. Oktober sind sie vom Thieberg und von Meppen mit der ganzen Armee nach Coesfeld abgezogen. Am 12. Oktober zogen die letzten aus Rheine. Den 10. Dezember sind die hannoverschen Dragoner bei uns in Winterquartier gekommen.

1762, den 27. März sind sie weggezogen nach Steinfurt. Danach haben wir die englische Legion noch drei Wochen gehabt. Dieses Jahr kostet das Malter Roggen 20 Reichstaler, der Buchweizen das Malter 20 Reichst., die Gerste kostet das Malter 23 Reichst., der Hafer kostet das Malter 16 Reichst., tausend Pfund Heu kostet 20 Reichst., tausend Pfund Stroh kostet 10 Reichstaler.

1762, den 25. Juni kam das hannoverische Freicorps Scheiter in Eschendorf bei Pohlmann und Post im Lager zu stehen. Den 29. haben sie ihr Lager nach dem Siedenkamp an der Ems verlegt. Am 2. Juli sind sie aufgebrochen nach Leer und Schöppingen. In Schöppingen sind sie von den Franzosen überfallen worden. Da sind sie wieder nach Rheine gekommen und haben in Eschendorf wieder kampiert. Am 5. Juli kamen die Franzosen und die Hannoveraner sind weggezogen. Da haben die Franzosen ein grossen Magazin in Rheine von Mehl, Roggen und Hafer sich zur Beute gemacht. Zum ersten haben sie einen großen Teil von dem Mehl in die Ems geschüttet. Danach haben sie das andere Mehl verkauft, zwei große Säcke für einen Dukaten. Die französische Armee stand auf dem Thieberg. Da haben sie viele Kornfrüchte an den Pferden verfüttert. Sie haben mir auch drei Scheffel Saat mit grüner Gerste abgemäht.

Den 12. Juli sind die Franzosen wieder weggezogen und die Hannoveraner sind in Rheine eingezogen.

Den 16. August stand das Scheiterkorps bei Hemelts Haus in Eschendorf. Den selbigen Tag wagten sich 12 Franzosen vor die Thieporte. Sie schossen in die Thieporte den Wachsoldaten nach. Da kamen die Scheiters alle nach dem Thieberg und jagten hinter den Franzosen her, wobei etliche verwundet wurden. Da haben die hannoveraner Scheiters auf dem Siedenkamp kampiert.

Am 14. September sind sie vom Siedenkamp zum Wietkamp gezogen. Dort haben sie ihr Lager angelegt und das Jägercorps ist in Rheine eingezogen. Das Scheitercorps haben mir zwei Fuder Stroh aus dem Stall gestohlen, für 10 Reichstaler Gartenfrüchte, für 15 Reichstaler haben sie Holz abgehauen. Ich habe 14 Tage einen Feldwebel mit einer Frau und einem Knecht und 3 Pferde im Haus beköstigt. Die haben mir wohl 20 Reichstaler gekostet. Am 4. Oktober sind sie weggezogen nach Tecklenburg. Am 29. Oktober sind große Mengen Franzosen in Rheine angekommen. Am 30. Oktober sind sie nach Osnabrück gezogen und haben da Brandschatz gefordert und die Obrigkeit mitgenommen. Am 31. Oktober sind sie wieder nach Rheine gekommen. Am 2. November sind sie des morgens um 7 Uhr aus Rheine gezogen nach Neuenkirchen hinauf. Des selbigen Abend kamen die Hannoveraner so haufenweise in Rheine an, wie es noch niemals gewesen ist. Sie wollten die Franzosen antraktieren. Am 3. November sind sie nach Neuenkirchen gezogen. Am 5. sind sie nach Greven gezogen. Ein Regiment Preußen sind in Rheine geblieben. Am 13. November sind sie auch nach Greven gezogen.

1762, den 3. Dezember sind die englischen Dragoner bei uns in Quartier gekonunen. Den 10. Dezember sind sie weggezogen. Von diesem Tag an sind alle Tage die englischen Truppen durch Rheine marschiert bis zum 18. Dezember. Da sind sie wieder in Emsdetten, Mesum, Salzbergen, Emsbüren, Steinfurt, Borghorst, Ahaus, Coesfeld und in den Bauerschaften der Umgebung in Winterquartier gegangen. 1763 den 15. Februar sind die Englischen aus Rheine abgezogen nach England zu. 1763 den 20. Februar kamen die preußischen Husaren in Rheine an. Am 20. März sind sie wieder weggezogen.

Nun haben diese Betrübnisse sechs Jahre gedauert. Derhöchste und unentliche Gott hat sich entlich über uns armen Adamskinder erbarmet und uns mit den allgemeinen Frieden begabet im Jahre Christi 1763, den 25. März. Am hochheiligen Festag der Verkündigung Mariä haben wir das fröhliche Dankfest gehalten, daß uns der grosse Gott von diesem Elend erlöset hat und uns in Frieden allezeit leben lassen, das wir dich können in Frieden dienen und mit dir in alle Ewigkeit im Himmel loben. Amen."

Weiter hat Schotmeier alle Ausgaben, die ihm durch den unglückseligen Krieg entstanden sind, aufgeschrieben. Diese Abgaben ergeben etwa 15 Buchseiten. Sie vollständig wiederzugeben, wäre für den Leser uninteressant. Deshalb hier nur einige Auszüge seiner Dienste und Abgaben:

„Nun ist wieder den 25. März 1760. In diesem Jahr habe ich für das hannoversche Kriegsvolk 87 Tage mit einem Pferd und einem Mann für sie gearbeitet.

1761 waren es 69 Tage mit Pferd und einem Mann.

1762 waren es 117 Tage mit Pferd und einem Mann.

1763 waren es 56 Tage mit Pferd und einem Mann".

Diese Aufzeichungen über Abgaben und Dienste machte Bauer Schotmeier, um nach dem Kriege eine Entschädigung vom Staat zu bekommen. Die aber wurde nie gezahlt. Das Tagebuch hat er jedoch weitergeführt bis zum Sommer 1786.

Im Jahre 1770 setzt er es fort:

„Nun gedenket was dabei verkommen ist bei den Fuhren in alle Welt. Der blutige Krieg hat 6 Jahr gedauert. Nun hat der höchste und barmherzige Gott

uns einmal aus der Slaverei erlöst und den lieben Frieden gegeben, wofür ich ihm viele tausendmal danke.

In diesem 1770 ist in unseren katolischen Kirchen etwas neues vorgefallen, welches seit Menschengedenken nicht passiert ist. Die heiligen Feiertage sind abgesetzt, ein großer Teil auf Befehl unseres Kurfürsten und Bischof Maximilianus Frederik und Zulassung des Papstes Clementis. Dies ist bei den gemeinen Leuten wunderlich und seltsam vorgekommen, das so viele heilige Päpste diesen Brauch für gut gehalten haben. Dieses hat seinen Anfang genommen am 1. Mai 1770.

Der erste abgesetzte Feiertag ist das der zweien Apostelen Philipi und Jakobi, welcher gefeiert wurde am ersten Tag im Mai. An diesem Tag wird kein Gottesdienst gehalten in den Pfarrkirchen. Einige vornehme Leute und auch die Klöster liessen arbeiten, aber die gemeinen Leute gingen zur Kirche, hörten Messe, und feierten den Tag wie früher.

Der zweite abgesetzte Feiertag war der dritte Pfingsttag. Es wird kein Gottesdienst gehalten. Die vornehmen Leute liessen ihr Volk arbeiten. Die gemeinen Leute gingen zur Kirche, hörten die Messe, feierten diesen Tag nach altem Brauch wie früher.

Der

3

abgesetzte Feiertag:

Maria Heimsuchung

2. Juli

Der

4.

abgesetzte Feiertag:

Maria Magdalena

20.Juli

Der

5.

abgesetzte Feiertag:

Apostel Jakobus

25.Juli

Der

6.

abgesetzte Feiertag:

Hl. Laurenzi

l0.Aug.

Der

7.

abgesetzte Feiertag:

Hl. Anna

16.Aug.

Der

B.

abgesetzte Feiertag:

Hl. Bartolomäus

 

Der

9.

abgesetzte Feiertag:

Apostel Mathaius

21. Sept.

Der

10.

abgesetzte Feiertag:

Erzengel Michaelis

29.Sept.

Der

11.

abgesetzte Feiertag:

Ap. Simon u. Judas

20.Okt.

Der

12.

abgesetzte Feiertag:

Bischof Martini

H.Nov.

Der

13.

abgesetzte Feiertag:

Hl. Katarina

25.Nov.

Der

14.

abgesetzte Feiertag:

Hl. Andreas

30.Nov.

Der

15.

abgesetzte Feiertag:

Hl. Thomas

21. Dez.

Der

16.

abgesetzte Feiertag:

Hl. Johannes

27. Dez.

Nun fangen wir an das Jahr 1771. Nun kann ich die Feiertage bald nicht mehr finden. Bisher fand ich sie mit roten Lettern geschrieben in den Almanachen. Nun sind sie schwarz geschrieben.

    • Der 17. abgesetzte Feiertag: Pauli Bekehrung 25 Jan.
    • Der 18. abgesetzte Feiertag: Apostel Matthias 24. Feb.

Weiter geht es in in der Schotineierschen Chronik:

„Nun ist wieder der erste Tag im Mai das Fest der zwei Apostel Philipi und Jakobe. Nun ist das Jahr um. Nun sind zwei Jahre abgelaufen, das wir noch nicht auf den abgesetzten Feiertagen gearbeitet haben. 1772 den 20. April auf Ostermontag ist ein kurfürstlicher Befehl von der Kanzel verkündet worden. Die nicht arbeiten wollen auf den abgesetzten Feiertagen, deren Haus soll 5 Reichstaler Strafe zahlen. Die Knechte oder Mägde die nicht arbeiten wollen sollen in Arrest genommen werden und 24 Stunden bei Wasser und Brot sitzen und für jeden Tag soll ihnen von ihrem Lohn 12 Stüwer abgezogen werden.

Auf Osterdienstag und auf den 1.Maitag am Fest der zwei Apostel Philipi und Jakobi ging ein Kommando Reiter durch die Stadt und haben viele die nicht arbeiten wollten in Arrest genommen. Nun müssen wir auch arbeiten. Nun haben wir auf Maitag in Gottes Namen mit großem Verdruß angefangen zu arbeiten.

1769, den 5. und den 11. Mai, gab es Nachts einen starken Frost. Der Boden war so hart gefroren, daß er einen großen Schaden anrichtete. Der liebe Roggen war eben soweit das sich die Ähren sehen ließen. Er litt grossen Schaden.

1770, den 15. Märzn fing es stark an zu frieren mit Schnee und Eis und dauerte bis zum 30. März. Nach dieser Zeit war eine große Hungersnot bei Menschen und Vieh.

Im Jahr 1771 war ein harter Winter. Darin konnte man sich noch schicken, aber am 24. März, da fällt auf Palmsonntag noch Schnee und es fing stark an zu frieren. Das dauerte vier Tage und drei Nächte. Der Schnee lag ungefähr 15 Zoll dick und es fror stark in die Häuser und in die Pütten, das kein Mensch um diese Zeit an so ein Wetter dachte. Es dauerte die ganze Osterwoche bis zum dritten Ostertag, der am 2. April war. Darnach war der Boden alle Nächte hart gefroren und es fiel immer Hagel und Schnee, bis zum 20. April. Am ersten Mai stand der Roggen noch auf dem Land wie im Winter.

Am 2. Mai wurde das Wetter gut. Man sah es an wie ein Wunder wie in kurzer Zeit der Roggen aufwuchs.

Am 30. Mai fing er an zu blühen. In diesem 1771 war Mangel an Roggen und Brot. Das Scheffel kostete Jakobi 1 Reichstaler und 4 Stüber. Die ersten Tage nach Jakobi war der neue Roggen reif. Da fing man an das Korn zu mähen. Da fing es an zu regnen und alle Tage nasses Wetter zu werden. Es regnete 13 Tage hintereinander. Am 7. August war der einzige Tag mit gutem Wetter. Danach wurde etwas Roggen eingeholt. Da fing es wieder an zu regnen, Tag und Nacht. Der liebe Roggen wächset grün auf den Felde. Da sah man großes Elend und Not. Etliche trockneten den Roggen an ihrem Ofen, damit sie Brot bekommen. Am 11. August auf einem Sonntag war der einzige Tag mit trocknem Wetter. Da fing wiederum zu regnen an Tag und Nacht. Da wurde der Roggen immer grüner auf dem Felde. Da ist unzahlbar gro?er Schaden geschehen, das kein Mensch mit einer Feder beschreiben kann.

Am 22. und 23. August die Tage vor Bartolomäi war gutes Sonnenscheinwetter. Da wurde noch viel Roggen eingefahren. Auf Bartolomäi regnete es den ganzen Tag. Da hatte man bald keine Hoffnung mehr die Kornfrüchte trocken einzufahren. Viel Korn wurde wunderlich naß eingefahren. Ungefähr acht oder neun Tage nach Bartolomäitag wird das Wetter besser. Da wurden die Sommerfrüchte gemäht. Die Gerste und Bockweizen wurden gut trocken eingefahren. Man hatte große Sorgen mit dem Saatroggen das er nicht gut aufgehen wolle. Jeder suchte den besten heraus um ihn zu sähen. Er ging noch mittelmässig gut auf. Von dem verdorbenen Roggen wurde wunderliches Brot gebacken. Es viel in Stücken auseinander. Man mußte Buchweizenmehl dazutun, um ihn zusammenzuhalten. Im Winter als der Roggen im Lager auf den Balken ausgeschwitzet war, konnte man etwas besseres Brot backen.

Dieses 1771 ist ein sehr betrübtes Jahr. Um Jakobi kostet der Scheffel Roggen 1 Reichstaler 4 Stüwer. Um Bartolomäi kostet der Roggen der Scheffel 36 Stüwer. Um Martini kostet der Scheffel Roggen 40 Stüwer, der Scheffel Bockweiten 24 Stüwer.

Nun gehen wir in das Jahr 1772. Am Neujahrstag kostet der Scheffel Roggen 46 Stüwer, der Scheffel Bockweiten 32 Stüwer, der Scheffel Gerste 30 Stüwer, der Scheffel Bohnen 1 Reichstaler 24 Stüwer, die Erbsen das Scheffel 1 Reichstaler 16 Stüwer. Um Pingsten kostet der Roggen der Scheffel 1 Reichstaler 4 Stüwer. Es herrscht jetzt eine grosse Not unter den gemeinen Menschen. Alles was man essen muß ist so teuer, daß man nicht dagegen arbeiten kann. Das Scheffel Buchweizen kostet 40 Stüwer. Kurz vor Jakobi kostet der Scheffel Roggen bei etlichen Kaufleuten 1 Reichstaler 12 Stüwer. Viele Menschen lebten lange Zeit ohne Brot. Auf Jakobitag war der neue Roggen reif und ist ziemlich gut geraten und wird gut trocken eingefahren. Da wurden die Menschen wieder mit Brot gesättigt. Dafür wir den lieben Gott nicht genug können danken.

Um Bartolomäitag kostet der Scheffel Roggen wieder 32 Stüwer.

Das Jahr 1773 und 1774 war noch einigermaßen gut, um Jakobi kostet der Scheffel Roggen 24 Stüwer. Dieses Jahr ist ein schlechtes Roggenjahr. Um Martini kostet der Scheffel Roggen 32 Stüwer.

1775 am Neujahrstag kostet der Scheffel Roggen 40 Stüwer, am Maitag 44 Stüwer und um Johannestag bei etlichen Kaufleuten 1 Reichstaler. Der neue Roggen nach Jakobi kostet 32 Stüwer. Dieser Jahr hatten wir einen warmen und trockenen Sommer und Herbst. Es war ein dünnes Strohjahr doch reichlich an Kornfrüchten. Man meinte es würde nicht ganz so teuer werden. Der Scheffel Roggen kostet um Neujahrstag 32 Stüwer.

Nun gehen wir in das Jahr 1776: Der erste Monat der Januar fing an mit heftigen Frost und Schnee. Am 19.- 20. und am 26.-27. Januar war eine so starke Kälte, daß vieles erfroren ist. Sie war dem Jahre 1740 gleich. Bis zum 2. Februar hielt das kalte Wetter an. Dieses Jahr kostet der Scheffel Roggen 32 Stüwer.

Nun kommt das Jahr 1777: Dies war wohl ein von Gott gesegnetes Jahr. Ein nasser Sommer und ein Überfluß vom Stroh und Korn. Der Scheffel Roggen kostet 4 Reichstaler 12 Stüwer, Buchweizen 3 Reichstaler 12 Stüwer, die Gerste 4 Reichstaler 8 Stüwer. Dieses Jahr ging der Saatroggen nicht gut auf.

Darauf folgt das Jahr 1778: Ein dünnes Strohjahr. Es war ein trockener und hitziger Sommer doch gut an Korn.

Nun kommt das Jahr 1779. Dies Jahr ist ein gutes Kornjahr. Der Roggen kostet 4 Reichstaler.

Nun kommt das Jahr 1780. In diesem Jahr gibt es Not bei vielen Menschen. Am B. und 9. Juni des Nachts war der Boden so hart gefroren, daß der Roggen und Buchweizen auf sandigem Grund meistenteils verfroren war. Es folgte ein trockener Sommer. Die Gartenfrüchten waren auch auf dem sandigen Grund vertrocknet. Da war eine große Not an Gemüse und Brot. Die Bauern die nicht daran dachten Brotkorn zu kaufen, die müssen von Martini an ihr Brotkorn kaufen. Um Martini kostet das Molt Roggen 10 Reichstaler, der Buchweizen 8 Reichstaler, Gerste 6 Reichstaler 12 Stüwer. Dieses Unglück hat getroffen das Unterteil des Münsterlandes, welches sind das Amt Rheine, das Amt Meppen, das Amt Vechta, das Amt Cloppenburg und das ganze Amt Lingen. Oben im Lande hört man von keine Not und Mangel an Brotkorn.

Nun kommen wir in das Jahr 1781. Da fing es stark an zu frieren daß das Erdreich sehr hart war. Da kamen große Mengen Roggen oben aus dem Lande und zwar aus der Grafschaft Lippe und aus dem Raum Warendorf herunter. Da war hier Roggen genug zu kaufen, das Molt 9 Reichstaler. In diesem Jahr 1781 war wieder Nachtfrost vom 5.auf den 6. Mai. Da der Roggen schon Ähren hatte wurde er stark beschädigt. 1782 ist ein gutes und fruchtbares Jahr.

Das darauf folgende Jahr 1783 ist ein wunderliches Jahr. Dieser Sommer war eine so große Trockenheit, daß man meinte man müßte vor Hunger sterben. Der eine sagte zum anderen, daß er sich nicht an einen so trockenen Sommer erinnern kann. Den ersten Maientag nahm die Trockenheit seinen Anfang. Die Gerste die im Mai gesäht wird ging noch gut auf, die später gesäht wird nicht mehr. Um Johannestag im Sommer kam ein wenig Regen. Da ging noch etwas Gerste auf. Das Erdreich wird immer trockener. Was ich weiteres schreiben und sagen will von diesen 1783. In diesem Sommer war ein ungewöhnlicher Rauch oder Dampf zwischen Himmel und Erde, daß man die Sonne des Morgens und des Abends nicht sehen konnte. Die Sonne schwebte des Morgens und des Abends zwei Stunden als wann sie in Blut schwebte. Dieser ungewöhnliche Rauch nam seinen Anfang am 15. Juni auf St. Vitustag. Es war alle Tage ein so dicker Dampf, daß sich die ganze Welt darüber wunderte. Der eine sagte es möchte ein großer Brand entstanden sein. Der andere sagte der jüngste Tag stände bevor. Der dritte sagte das ist Gott allein bekannt. Dieser wunderliche Rauch war in ganz Europa zu Wasser und zu Lande zu sehen. Dieser Rauch dauerte 6 Wochen von St. Vitustag bis Jakobitag, ausgenommen am 1. 2. und 3. Juli. An diesen drei Tagen war das Licht ganz hell. Danach war der selbige Rauch wieder da bis Jakobitag. Danach sah man nicht mehr viel davon."

(Der Rauch war durch das Abbrennen von Heideflächen im Emsland entstanden.)

„Am 3. August des Sonntags ging bei uns ein Donnerwetter mit etwas Regen und großen Hagelsteine nieder, die dem Buchweizen großen Schaden zufügte. Am 10. August am St. Laurenzitag fing es Abends fürchterlich an zu regnen bis zum 11. August hin. Danach konnte man Rübensaat säen und alle Herbstfrüchte wurden mit Regen gesättigt, daß die Erdfrüchte gut gedeihen. Der Herbst war gut bis zum 6. Dezember. Am St. Nikolaustag fing es an zu frieren und der Boden bleibt lange Zeit gefroren. Auf St. Stefanustag fiel sehr viel Schnee. Im Jahr 1783 gibt es ganz wenig Heu und Stroh.

Nun kommen wir in das Jahr 1784. Am Neujahrtag setzte eine Schneeschmelze ein. Danach war wieder starker Frost mit viel Schnee den ganzen Januar hindurch. Der Februar bleibt noch bei dem selbigen Wetter. Lichtmeßtag fing es wieder an zu schneien. Das dauerte 6 Tage nacheinander. Da kam so viel Schnee, das kein Mensch soviel Schnee auf eimal gesehen hatte. Bis zum 22. Februar war starker Frost. Am Fastabendstag fing der viele Schnee zu tauen an. Das großmächtige Wasser hat großen Schaden angerichtet. Man hört, daß am Rhein viele Städte und Dörfer mit Wasser überflutet sein. Menschen und etliche tausend Vieh sollen ums Leben gekommen sein. Der März in diesem Jahr hat noch Schnee und Nachtfröste. Der April ist noch mit starken Nachtfrösten behaftet und der ganze April ist kaltes Wetter. Der Mai ist bis zum 10. kalt, danach ist gutes warmes Wetter.

Von 1784 auf 1785 war ein langer und harter Winter. Er nahm seinen Anfang am 12. Dezember, 14 Tage vor Weihnachten. Da fing es an zu schneien und zu frieren. Das dauerte bis zum 9. April. Ausgenommen im Januar war 4 Tage mildes Wetter.

Das vorhergehende 1784 war ein gutes Roggenjahr. Der Roggen kostet in diesem Jahr das Molt 5 Reichstaler. Der Winter 1785 nahm seinen Anfang am 12. Dezember und dauerte bis den 9. April. 1785 war ein nasser Sommer. Beim letzten Roggen waren viel Ähren in den Garben ausgewachsen.

Nun kommen wir in das Jahr 1786: Der Winter fing erst im Februar an. Der Frühling war sehr naß, aber am 10. Mai fing das trockene Wetter an und dauerte bis den 25. Juni. Sechs Wochen und drei Tage hat es bei uns nicht einen Tropfen geregnet. Die erste Gerste ging noch auf, die später gepflanzt wurde ging nicht mehr auf. "

WEITER: Der Schotthock in der NS-Zeit