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Inhaltsverzeichnis

KAPITEL 1:

Die Geschichte des Schotthocks

KAPITEL 2:

Das Leben im Schotthock

KAPITEL 3:

Es ist lange her

KAPITEL 4:

Die Bauern

 

KAPITEL 7:

Gemeinde im Schotthock

 

Allgemeine bäuerliche und landwirtschaftliche Verhältnisse im 18. Jahrhundert

Im Schotthock wohnten die Landwirte bis auf eine Ausnahme einzeln auf abgesonderten Höfen, deren Gründe meistens, in Kämpe aufgeteilt und von Hekken und Wällen eingeschlossen, ein festes Erbe bildeten und als ein solches von einer Generation zur andern seit Jahrhunderten unzerteilbar übertragen wurden. Die Ausnahme bildete der Kreyenesch mit den Bauern Schröder, Winter, Berghaus und Post. Alle anderen waren Höfe, die alleine unter Eichen und Buchen lagen und eingewallt (Wallhecken) waren.

Um 1800 gibt es im Schotthock folgende Höfe:

Welschemeyer, Schottmeyer, Austrup, Werning, Veltmann, Kreimeyer, Walshagen und Beesten. Auch die Hovesaat mit ihren 5 Höfen gehörte zum Schotthock. Alle waren sie dem Kloster Bentlage abgabepflichtig. Durch den Eisenbahnbau im Jahre 1902 wurde die Hovesaat geteilt und bildete somit nicht mehr eine zusammenhängende Eschsiedlung.

In der ersten Katasterkarte von 1828 erkennt man schon mehrere Straßen im Schotthock. Die älteste Straße ist die nach Lingen, eine alte Heerstraße, die oft von Soldaten und Kaufleuten, aber auch von Räubern benutzt wurde. An dieser Trasse lag das alte Gut Walshagen, das von einem Wassergraben umgeben war. Die älteren Bauernburgen waren die natürlichen Befestigungen gegen Feinde aller Art. Die genaue Bauweise werde ich später noch ausführlicher erläutern. Von dem genannten Gut Walshagen sind noch heute Teile des Walls und des Wassergrabens erhalten. Auch hat eine B auernburg mit Wassergraben im heutigen Nadorfskamp gelegen, der früher den Namen Beesten hatte. Der alte Bauernhof, zuletzt von der Familie Keller bewohnt, mußte in den 50er Jahren dem Bau von Wohnblöcken weichen.

Bis 1900 stieg die Zahl der Höfe und Kötter auf 30 an. Durch die Industrialisierung verschwanden nach und nach immer mehr Bauern im Schotthock. An ihrer alten Stelle aber stehen heute noch die Höfe Bröker, Berghaus, Winter, Werning, Beckmann-Robbe, Kreienkötter (Barentelgen), Kreienkötter (Wihostrasse), Scheipers, Göcking und Deipenbrock. Viele alte Bauernhöfe wurden um 1920 abgerissen und durch neue Häuser ersetzt, die aus Ziegelstein gebaut wurden. Das schöne alte Fachwerk ist heute im Schotthock fast nicht mehr zu sehen. Das letzte Fachwerk-Bauernhaus aus dem vorigen Jahrhundert steht im Walshagenpark.

Große Bauern hat es im Schotthock nur wenige gegeben. Zu ihnen gehörten Schottmeyer, Welschemeyer, Walshagen, Austrup und die Gutshöfe des Bentlager Schlosses auf der Hovesaat, Wiggering und Richter. Die meisten Schotthocker Bauern waren kleine Kötter, mit Ackerland von höchstens 25 bis 50 Morgen. Dieses Land reichte gerade aus, die Familie zu ernähren. In Jahren mit schlechter Ernte war auch dieses nicht gewährleistet.

In den Stallungen der Heuerhäuser oder Kotten standen in den meisten Fällen 2 bis 3 Kühe, 2 bis 3 Schweine und einiges Federvieh. Oft gab es auf den Höfen noch einige Schafe und Ziegen. Ein Pferd besaß nur der Bauer, der auch mehr Land zu bewirtschaften hatte. Die Felder wurden mit Stalldung gedüngt. Der bestand aber nicht, wie heute, hauptsächlich aus Stroh; vielmehr holte man aus den Marken Torf und Spreu (die oberste lose Plaggenschicht) und verstreute das im Stall. Durch die Plaggendüngung hat auf manchen Eschen die Humusschicht um 70 - 80 cm zugenommen, während in den Marken der Boden völlig abgetragen wurde.

Funde von Urnen und sonstigem Gerät finden wir somit ausschließlich in 70 - 80 cm Tiefe. In unserer Gegend wurde zuerst auf den höher gelegenen Sandhügeln des Kreyenesch und der Hovesaat Ackerbau getrieben. Nartürlich nicht deswegen, weil der Sandboden dazu besonders geeignet gewesen wäre, sondern weil die anderen Gegenden des Schotthocks versumpft und vermoort waren. Die Moorkuhle, die 1985 im Zuge der B 70 n verschwunden ist, war ein letztes Überbleibsel der Moorgegenden des Schotthocks. Noch vor 30 Jahren gab es hier, wie man auf dem Bild Seite 99 sieht, schöne Wollgrasfelder.

Wie unsere Vorfahren gelebt haben, läßt sich indes aus Grabungen und alten Überlieferungen ersehen: Es waren Wald- und Feldbauern, die von Düngung nicht viel wußten. Ihre Schweine trieben sie in die Eichenwälder, um sie zu mästen. Die Felder bestellten sie hauptsächlich mit Roggen. Sie betrieben eine sogenannte Einfelderwirtschaft. Erst später gingen sie zur Fruchtwechselwirtschaft über. Durch die Fruchtfolge, die Aufeinanderfolge verschiedener Feldfrüchte, wechselte der Anbau nach bestimmten Grundsätzen. Dadurch beugte man der Bodenermüdung vor, brauchte Landstriche nicht mehr brachliegen zu lassen und erreichte bessere Ernten. Somit trat auch eine Verbesserung der Ernte ein. Im Laufe der Zeit wurde auch Buchweizen angebaut. Man streute ihn in die gerade abgebrannte Heide.

Das Leben war geprägt vom täglichen Kampf ums Überleben.

 

Die alten Schafställe

Im Sommer 1988 übergab der Walshagenparkverein den alten Schafstall des Bauern Richter von der Hovesaat der Öffentlichkeit. Wir haben damit für unsere Nachkommen etwas erhalten, was in einigen Jahrzehnten schon von historischem Wert sein könnte.

Dieser Schafstall, der nach alten Zeichnungen, so gut es ging, wiederaufgebaut wurde, stellt ein Stück Schotthocker Vergangenheit dar. Durch den Wiederaufbau können unsere Kinder und Enkelkinder noch etwas vom ländlichen Charakter unseres Stadtteils nacherleben.

Viele der älteren Leute aber kennen noch die alten Schafställe an den ursprünglichen Stellen. Bei Richter, Wiggering, Ahlmer und auch im Walshagenpark haben sie gestanden. Von dicken Eichen umsäumt, lagen sie geschützt in der Nähe der ländlichen Anwesen, als auf der Hovesaat die Schafzucht noch in voller Blüte stand. In den Marken herrschte zwar kein unbegrenztes Weiderecht, aber viele Heide- und Brachflächen konnten von den Schafherden genutzt werden. Davon gab es im Schotthock ja genug. Wald war um 1800 nicht viel zu sehen. Außer in den Emsauen und einigen Flecken im Altenrheiner Brook gab es im Schotthock keine zusammenhängenden Waldungen.

Die Heidhaar und der Barentelgen waren ein ödes Heide- und Brachland und somit natürlich ein ideales Weidegebiet für Schafe. Diese ließen aber kein Bäumchen und kein Pflänzchen hochkommen, und ein noch so kleiner Trieb, welcher sich entwickeln wollte, wurde frühzeitig von den Schafen abgefressen. Der Plaggen- und Torfstich tat ein weiteres, daß unsere Heimatlangsam zu versanden und zu veröden drohte.

Doch auch damals machte man sich schon Gedanken, wie man dem Waldsterben ein Ende bereiten könne. So gab es ein Gesetz, wonach für jede geschlagene Eiche fünf junge Telgen neu angepflanzt werden mußten. Das reichte allerdings für den Nachwuchs der Eichen nicht aus.

Früher war die Landwirtschaft noch auf die Schafzucht angewiesen. Milch und Käse, Wolle zum Weben waren eine gute Nebenerwerbsquelle der Kötter und Heuerlinge. Als 1848 die Marken aufgeteilt wurden, bedeutete das für die Schafzucht eine große Veränderung. Die Herren von Bentlage, die Stadt, die Kirche, die Barone von Stovern und Surenburg legten auf den Brachflächen große Fichten- und Tannenwälder an. Es entstanden„ Dat Kerkenpand " und die „Stadtstannen".

Die Bauern im Schotthock standen der neuen Entwicklung sehr skeptisch gegebüber. Sie fürchteten finanzielle Einbußen durch den Rückgang der Schafzucht. Als dann noch aus England zu einem billigen Preis die Baumwolle eingeführt wurde, war die Schafzucht so gut wie am Ende. Zwar gab es noch einige Schafherden im Schotthock und in Altenrheine, die aber weideten nur an Wegerändern und einigen verbleibenden Heideflächen. 1-3 Einer der letzten, die im Schotthock mit einer Herde weideten, war der Schäfer Lutt. Das Bild auf Seite 91 zeigt ihn mit seiner Herde um 1925 am Kanal.

Bauernhof Hespirig auf der Hovesaat, etwa 1925

Die alten Schafställe aber blieben noch lange stehen. Auf festem Bruchsteinfundament und aus kernigem Eichenholz gebaut, wurden sie später als Scheunen und Unterstellplätze genutzt. Interessant ist noch, daß die Seitenfundamente der alten Schafställe aus den gleichen Sandsteinen bestehen wie das Steinkistengrab aus der Jungsteinzeit. Es ist anzunehmen, daß man früher Steine dieses Grabes als Baumaterial benutzt hat.

14 Nicht weit von dem neu aufgebauten Schafstall hat früher der Schafstall des Gutes Walshagen gestanden. An der Stelle, wo heute das Anwesen des Bauern Scheipers liegt, soll hinten im Hof der alte Schafstall gestanden haben. Auch der Name Scheipers soll von dem Wort „Schöper" herstammen. Die Vorfahren des Bauern Scheipers sollen Schäfer auf Walshagen gewesen sein. Das sei zur Geschichte der Schafställe in Schotthock noch hinzugefügt. Der Stadt Rheine, den Walshagenparkverein mit seinen verantwortlichen Mitarbeitern und allen Helfern sei ein herzliches Dankeschön gesagt, weil sie etwas erhalten haen, dessen Schönheit und Bedeutung mancher erst in späteren Jahrzehnten begreifen wird.

Der „Schotthocker Uradel"

Wenn man das Wort „Adel" hört, denkt man gleich an Königshäuser, Prinzen oder Herzöge. Solche Peronen hat es aber im Schotthock nie gegeben. Der Ausdruck „Schotthocker Uradel" stammt von dem ehemaligen Kaplan Schotte, der alle Schotthocker, die vor 1900 im Schotthock einen Kotten oder einen Hof bewirtschafteten, zum Schotthocker Uradel zählte.

Woher aber kommt dieser Ausdruck? Es hat im frühen Mittelalter wirklich eimal einen Bauernadel gegeben. Die großen Bauern wurden zum Heeresdienst herangezogen und mußten dabei auch Waffen und Pferde stellen. Später übernahmen die „eigentlichen" Adeligen, Fürsten und Grafen, den Schutz der Heimat. Die freien Bauern aber gerieten dadurch in deren Abhängigkeit. Ob es im Schotthock auch einen Bauern gegeben hat, der zum Heeresdienst herangezogen wurde, ist schriftlich nicht belegt.

Die Bauern aber, die vor 1900 im Schotthock gelebt haben, will ich hier auflisten. Es waren etwa 38 Bauern, Kötter oder Heuerlinge, insgesamt etwa 280 Personen.

Name:

Feldjörd, Schröder, Isfort

Hüsing, Winter

Steggemann, Berghaus

Postgerd, Post, Haslöver

Ostrup, Austrup, Glasmeyer

Schottjohann, Schottmeyer

Feldgerd, Veltmann

Niehus, Schipp, Göcking

Welschehagen, Walshagen

Kreimeyer, Kreienbuer, Thalmann, Rolf

Beesten, Keller

Kreienkötter

Kosterlills, Coster, Köster

Ratering, Duesmann, Kreienkötter

Kreienkötter

Welschenmever Woleschenerve

Wernikenhus, Wenning, Werning

Bernd Schröer, Schräder, Prumsbur

Kaiser, Wintei; Deipenbrock, Kulessa

Brökert, Bröker

Feldherm, Veltmann

Th. Rücors, Pohlinann, Deiters

Benninghaus, Tepe

Schepers, Scheipers

Backmann, Beckmann, Hesping

Obercranifeld, Krafeld, Wiggering

Niedercramfeld, Deiters, Ahlmer

Holtivisken, Beckmann-Robbe

Hesping

Standort:

Walshagenstraße

Walshagenstraße

Walshagenstraße

Walshagenstraße

Walshagenstrafe

Alter-Lingener-Damm

Alter-Lingener-Damm

Lingener Damm

Walshagenpark

Tiroler Weg

Nadofskamp

Nadorfskamp

Dorfstraßel/Lingener Damm

Anne-Frank-Straße

Am Walshagenpark

Ludgeristraße

Ludgeristraße

Ludgeristraße

Dorfstraße

Hagenstraße

Servatiiisstraße

Rolandstraße

Rolandstraße

Lingener Damm

Hovesaat

Hovesaat

Trafbstation, Fa. Wessels

Bonifatiusstraße

Bonifatiusstraße

 

 

Eines der

letzten

Fachwerkhäuser

wird abgerissen.

(Benninghaus,

heute Teepe)

 

 

 

Das letzte Fachwerkhaus des Schotthocks, im Walshagenpark

 

Quellennachweis

1 Kersting, August: Werksbote Walshagen. 1953, Nr.

2 Schepers, Josef: Haus und Hof westf. Bauern. Seite 28. 1980

3 Stadtarchiv Rheine

4 Dr. Volbert, Hölting

6. W.Knackstett, Bilderbogen westf. Bauerngeschichte,

7 Tönsmeyer, Josef: Rheine, gestern heute, morgen, 1/1980

8 Tönsmeyer, Josef: MVZ 30.10.196&

9 Tönsmeyer, Josef: Bauernbefreiung im Münsterlande MVZ 3.3.1960

10 Tönsmeyer, Josef: Vom Landesfürstentum Rheina-Wolbeck zur Gutsherrschaft Rheine-Bentlage, Seite 293, 1980

11 Wie 10, Seite 267

12 Mündl. Aussage Josef Hespings, Hovesaat

13 Mündl. Aussage Gerd Niemeyers, Rheine

14 Mündl. Aussage Frau Göckings, Warendorf